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DVD-Cover: Godzilla vs. Megaguirus (2000)
Gigantische Mücken greifen an und
Frauen übernehmen das Kommando
Titel Godzilla vs. Megaguirus
(Gojira tai Megagirasu: Jî shômetsu sakusen)
Drehbuch Hiroshi Kashiwabara + Wataru Mimura
Regie Masaaki Tezuka, Japan 2000
Darsteller

Misato Tanaka, Shôsuke Tanihara, Masatô Ibu, Yuriko Hoshi, Toshiyuki Nagashima, Kôichi Ueda, Kôichi Yamadera, Yûsaku Yara, Kôji Katô, Tsutomu Kitagawa, Minoru Watanabe u.a.

Genre Monsterfilm
Filmlänge 105 Minuten
Deutschlandstart
25. August 2006
Website Godzilla-Wiki
Inhalt

Der nuklear mutierte Saurier Godzilla ist die Nemesis Japans. Er trieb das Land in Chaos und Zerstörung, und, seit er 1966 das Atomkraftwerk Tōkai angriff und vernichtete, auch in den Ausstieg aus der Atomkraft. Lieber eine andere Energiequelle, so die Überlegung damals, als das Ungeheuer immer wieder anzulocken.

Der Atomausstieg hatte eine Energiereform zur Folge, in der man erfolglos versuchte, Energie aus anderen Ressourcen zu gewinnen, die jedoch als Ersatz für das Atomkraftwerk nicht ausreichte. Erst 1996 konnte der Chefwissenschaftler der Clean Energy Factory, Motohiko Sugiura, in der neuen Hauptstadt Osaka eine vielversprechende Alternative vorstellen – ein Plasmakraftwerk, das Energie aus schwerem Wasserstoff erzeugt.

Jedoch erweist sich auch diese Energie nicht als Erfolg, da Godzilla noch im selben Jahr Osaka angreift und unaufhaltsam zur Clean Energy Factory schreitet. Eine Kompanie unter dem Armeeoffizier Miyakawa, zu der auch die Offizierin Kiriku Tsujimori gehört, stellt sich dem Saurier entgegen. Ein Angriff mit Raketenwerfern misslingt. Kommandant Miyakawa befiehlt den Rückzug, doch Tsujimori will weiter kämpfen, ohne Erfolg. Godzilla zerstört das Gebäude, dessen Trümmer die Soldaten zu verschütten drohen. Um Tsujimori zu retten, drängt Miyakawa sie zur Seite und rettet ihr das Leben, kommt aber selber dabei um.

Vier Jahre später hat Tsujimori dabei mitgeholfen die G-GRASPER aufzubauen, eine Einheit, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Godzilla zu studieren und die Bevölkerung vor ihm zu schützen. Um ein geplantes Projekt zur Eliminierung des Sauriers zum Abschluss zu führen, wird der junge Mikroelektroniker Hajime Kudo angeworben. Das Projekt unter Leitung ehemaliger Wissenschaftlern der Clean Energy Factory, darunter Sugiura und Professor Yoshizawa, baut eine Waffe, die von einem Satelliten im Weltall aus ein Schwarzes Loch auf Godzilla abfeuert und ihn so verschlingt. Um größere Schäden zu vermeiden, soll das schwarze Loch auf zwei Meter verkleinert werden. Als die Waffe fertiggestellt ist und an einem abgelegenen und militärisch abgesperrten Bereich getestet wird, gelingt es tatsächlich, ein leerstehendes Gebäude zu verschlingen.

Plakatmotiv (Jap.): Godzilla vs. Megaguirus (2000)Dies Aktion hat Jun aus einem Versteck heraus verfolgt, ein kleiner Junge; als er erwischt wird, verspricht er Tsujimori, zu schweigen. In der Nacht darauf wird er jedoch im Schlaf von einem großen Insekt überrascht; er verfolgt es bis auf das Testgelände und sieht, wie das Insekt in eine Nachbildung des Schwarzen Lochs hineinfliegt. Dabei stößt er auf ein Insektenei, das er beim Umzug nach Tokio mitnimmt. Dort bemerkt er, wie das Ei eine Unmenge von Wasser produziert und wirft es in die Kanalisation. Daraufhin läuft aus allen Kanälen das Wasser über, und insektenartige Wesen greifen unerkannt Menschen an. Als auch Jun selbst angegriffen worden ist, vertraut er sich Tsujimori an und gesteht ihr, das Ei in die Kanalisation geworfen zu haben. Das urzeitliche Insekt, ein Meganulon, hat sich in einen Meganula weiterentwickelt.

Als Godzilla wenig später in der Nähe der Ogasawara-Inseln bei einem Angriff auf den Meganula geortet wurde, fliegt Tsujimori mit zwei GRASPER-Soldaten in einer Gryphon (einem Spezialflugzeug) dorthin, um die Vorfälle zu untersuchen. Als sie und Okumura den Kadaver des Meganula sichten, taucht Godzilla genau unter ihnen auf. Während Okumura wieder an Bord der Gryphon gezogen wird, verbleibt Tsujimori im Wasser und klammert sich an Godzillas Rücken. Ihr gelingt es, ihm einen Peilsender in den Rücken zu schießen. Mit einem U-Boot soll Godzilla weiter verfolgt werden.

Kurz darauf wird die Anti-G-Waffe mit dem Namen Dimension Tide ins All geschossen und ist einsatzbereit. Eine weitere wissenschaftliche Untersuchung bestätigt zudem Juns Verdacht: Das Insekt, das Menschen und Godzilla angegriffen hat, ist wohl tatsächlich ein Meganula – aber die Wissenschaftler sind noch unsicher, da diese sich eigentlich nur in Schwärmen bewegen. Währenddessen kommen aus Shibuya weitere Schreckensnachrichten. Das komplette Stadtviertel steht unter Wasser, der Verkehr wird von den Flüchtlingen dort zum Erliegen gebracht und die Rettungseinsätze sowie die Evakuierung erweisen sich als schwierig. Mithilfe eines Mini-U-Bootes soll dem Ursprung des Hochwassers auf den Grund gegangen werden. Dabei findet die GRASPER Dutzende weitere Eier.

Auch Godzilla ist wieder in Bewegung, so dass beschlossen wird, die Dimension Tide einzusetzen. Dazu lockt GRASPER ihn auf die unbewohnte Insel Kiganjima. Währenddessen hat sich ein Schwarm Meganula gebildet, die mit hoher Geschwindigkeit nach Kiganjima fliegen. Dort angekommen, attackieren sie Godzilla und verhindern den Einsatz der Dimension Tide, die Probleme mit der Zielerfassung hat. Die Meganula setzen sich in Godzillas Körper fest, stechen ihn und saugen ihm Energie ab. Mit viel Mühe gelingt es Godzilla, die Insekten zu vertreiben, bis die letzten Meganula in Richtung Shibuya fliehen. Dadurch kann die Dimension Tide nun Godzilla erfassen und trifft ihn mit einem schwarzen Loch. Doch Godzilla überlebt und folgt den Meganula nach Tokio.

In Shibuya angekommen, transferieren die Meganula ihre Energie in ein größeres Insekt und sterben. Weil der Funkverkehr gestört ist und Kudos Mini-U-Boot funktionsuntüchtig ist, macht er sich auf den Weg dorthin, um das Phänomen zu beobachten und die Geräte zu reparieren. In diesem Moment erwacht das riesige Insekt zum Leben, taucht auf und verursacht mithilfe von hohen Ultraschallwellen große Zerstörungen in Shibuya …

Was zu sagen wäre

Godzillafilme sind nicht der Platz für Innovation und Ideenreichtum. Meist werden Ideen variiert, die es in früheren Filmen schon gab. Im vorliegenden Fall aber gibt es eine echte Neuerung: Eine Frau spielt die Hauptrolle. Bisher war für Frauen stets die Rolle der kleinen Schwester, der charmanten Telepathin, der genervten Reporterin, der braven Assistentin reserviert. In „Godzilla vs. Megaguirus“ steht eine Frau an der Spitze einer Spezialeinheit der Godzilla-Task-Force. Sie ist eine Art Kapitän Ahab – ohne Holzbein, dafür mit Godzillaversehrter Vergangenheit, die sich dem Ungeheuer im offenen Meer intim nähert; die Männer sind hier nur Zuarbeiter! Aber wenn schon die Frauen diejenigen sind, die hier die strategischen Siege einfahren, dann muss wenigstens ein halbnackter Mann die akuten Kohlen as dem Feuer holen.

DVD-Cover: Godzilla vs. Megaguirus (2000)

Auch in der szenischen Dramaturgie haben sich die Toho-Studios verspätet der Moderne geöffnet. Es gibt Elemente wie aus dem klassischen Horrorfilm mit subjektiver Kamera und geheimnisvoll aus dem Schatten kriechender Kreaturen: Ein Paar in den abendlichen Straßenschluchten, sie kauft Bier, er wartet an einer entlegenen Baustelle, wird vom einem Irgendwas getötet und verschleppt. Sie kommt dazu … und wird auch … verspeist.

Die Titelfigur ist wie immer. Diesmal bemerkt gleich zu Beginn ein Mensch, dass Godzilla offenbar etwas habe gegen von Menschen gemachte Energie, weswegen er sich auf Atomkraftwerke und Plasmafabriken stürzt. Aber weiter erklärt wird der Auftaktschlachtzug so wenig wie in früheren Filmen. Wahrscheinlich hat das Tier einfach Hunger auf Nukleares, wird dann von Menschen angegriffen und muss sich zur Wehr setzen, so weit, so bekannt.

Anschließend zieht er sich zurück und überlässt der Entwicklung des Mückendramas das Feld, dem er später zum Opfer fällt wie ein durchschnittlicher Sommerurlauber, der von Mückenschwärmen angegriffen wird; Mücken, die die Welt bisher nicht kannte, aber sofort nach ihrem jeweiligen Reife-Status unterscheiden in Meganulon, Meganula und Megaguirus. Kam Godzilla zurück, um die Mückenplage zu bekämpfen, die Natur wieder ins Gleichgewicht zu bringen?

Diese Untercharakterisierung schwinkt seit einigen Godzillafilmen aus der Toho-Linie mit: Godzilla ist gar nicht das zerstörerische Monster. „Die Entwicklung der Plasmaenergie bringt unserem Land einen enormen Profit! Warum sollten wir darauf verzichten?“ „Aber Godzilla ist da. Ihre Dummheit hat ihn wieder angelockt!“ Das Ungeheuer als Regulativ für die MenschMaschine. Es kommt, wenn die Menschen es mal wieder übertreiben mit ihrer Atomkraft, der Umweltverschmutzung oder zeitbeugender Technologie. Im vorliegenden Film zum Beispiel wäre gar nichts passiert, wenn die Wissenschaft nicht einen Schwarzes-Loch-Generator erfunden hätte, mit dem man Godzilla ans andere Ende des Universums saugen will und statt dessen aber jene Mückenplage auf die Erde beamt.

Die übergroßen Insekten sind der Igittfaktor fürs Publikum, das Mücken ähnlich mag wie Schweißfüße; das erhält dem Film eine gewisse Spannung. Dieser zweite Aufguss nach Godzillas Tod 1995 und der Digitalversion von Roland Emmerich 1998 tastet immer noch nach einem Roten Faden für seine Titelfigur. Noch wirkt die Neuauflage wie eine Serie, die man aufgrund der zu schwinden drohenden Popularität ihrer Titelfigur schon mal begonnen hat in der Hoffnung, dass die Muse die Autoren schon noch küssen werde.

Die ist ja auch weiblich, die Muse.

Wertung: 3 von 6 €uro
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