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Plakatmotiv: Deadpool 2 (2018)
Ein multikulturelles PopArt-Phänomen.
Kein guter Film. Aber sehr lustig.
Titel Deadpool 2
(Deadpool 2)
Drehbuch Rhett Reese + Paul Wernick + Ryan Reynolds
nach Charakteren der Marvel-Comics von Fabian Nicieza + Rob Liefeld
Regie David Leitch, USA 2018
Darsteller
Ryan Reynolds, Josh Brolin, Morena Baccarin, Josh Brolin, Julian Dennison, Zazie Beetz, T.J. Miller, Leslie Uggams, Karan Soni, Brianna Hildebrand, Jack Kesy, Eddie Marsan, Shioli Kutsuna, Stefan Kapicic, Randal Reeder, Nikolai Witschl u.a.
Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 119 Minuten
Deutschlandstart
17. Mai 2018
Website deadpool.com
Inhalt

Wade Wilson will endlich sterben. Nach einem Schicksalsschlag im engsten Familienkreis hat er keine Lust mehr, als Deadpool weltweit Kriminelle auszuschalten; er will sich selbst ausschalten. Aber das ist nicht einfach. Wade Wilson ist ein erzeugter Mutant, dessen Körper zwar zerstörbar ist, sich aber immer wieder selbst heilt. Kurz: Wade Wilson kann sich nicht töten. auch nicht, indem er sich mit mehreren Fässern Treibstoff in die Luft sprengt.

Colossus bringt den zerstückelten Wade zur X-Men-Basis, um diesen für die X-Men zu rekrutieren und ihm dabei zu helfen, seine Trauer zu überwinden. Deadpool schließt sich den X-Men an und wird wenig später zusammen mit Colossus und Negasonic Teenage Warhead zu einem Fall gerufen, bei dem ein junger Mutant namens Russell Collins, der sich selbst als „Firefist“ bezeichnet, vor seinem Waisenhaus randaliert. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, Russell zu beruhigen, erfährt Wade, dass der Hausleiter und Russels Betreuer diesen körperlich misshandelt haben, woraufhin er einen Betreuer erschießt. Dies führt sowohl zu Deadpools als auch zu Russells Verhaftung. Sie werden mit Halsbändern, die ihre Mutantenkräfte unterdrücken, abgeführt. Dadurch können Wades Selbstheilkräfte die Krebszellen in seinem Körper nun nicht mehr zurückhalten.

Wade und Russell werden in die Eisbox gebracht, ein isoliertes Gefängnis für Mutanten, deren Kräfte ebenfalls mit Halsbändern unterdrückt werden. Während ihrer Inhaftierung bricht Cable, ein zeitreisender, kybernetischer Soldat, in das Gefängnis ein. Der will Russel töten, den jungen Mutanten. Beim Kampf mit Cable schafft es Deadpool, sich und Cable aus dem Gefängnis zu befreien. Daraufhin hat Deadpool eine Vision, durch die er erkennt, dass er Russell retten muss, um sein Seelenheil zu erlangen.

Deadpool organisiert zusammen mit Weasel ein Team von anderen Mutanten, um Cable zu bekämpfen und Russell zu retten, bestehend aus Domino, Bedlam, Shatterstar, Zeitgeist, Vanisher und Peter, welcher keine Superkräfte hat. Das Team tauft er X-Force. Zusammen startet die X-Force ihren Angriff auf einen Konvoi, der die Gefangenen der Eisbox zu einem neuen Gefängnis transportiert, indem sie mit Fallschirmen aus einem Flugzeug springen. Aufgrund des heftigen Windes sterben alle außer Deadpool und Domino beim Versuch zu landen. Domino kann in den Konvoi gelangen, trifft dort aber auf Cable, der einen Angriff auf Russell startet.

Während Deadpool auf dem Lkw gegen Cable kämpft, schafft es Russell, den riesigen Mutanten Juggernaut zu befreien, mit dem er sich in der Eisbox angefreundet hatte. Dieser verwüstet den Truck, reißt Deadpools Unterleib ab und flieht mit Russell. Während Deadpool sich bei Blind Al erholt und seine Beine und Genitalien nachwachsen, sucht Cable ihn auf, der die Hilfe dwer X-Force braucht …

Was zu sagen wäre

Spoiler-Warnung

Du hast so eine düstere Aura. Bist Du sicher, dass Du nicht zum DC-Universe gehörst?“, fragt die Comicfigur Deadpool aus dem mit DC konkurrierenden Marvel-Universe, die von Ryan Reynolds gespielt wird, der in einer PostCredit-Scene von Deadpool hinterrücks erschossen wird, als der gerade das Drehbuch zum Film Green Lantern liest, einer Figur aus dem DC-Universe, das mit Reynolds in der Titelrolle verfilmt wurde und bei Fans, Kritikern und Box-Office ganz übel unterging.
Plakatmotiv: Deadpool 2 (2018)In einer weiteren PostCredit-Scene erschießt Deadpool seine eigene Version aus X-Men Origins: Wolverine, um so die durch den zwischenzeitlichen Reboot durcheinandergeratenen Zeitlinien wieder richtig zu rücken.
Seinen Hauptgegner in diesem von der 20th Century Fox produzierten Film, Cable – halb Mensch, halb Maschine, zu dem im Score stets Motive aus dem Film Terminator erklingen, in dem eine Menschmaschine die Hauptrolle spielte – nennt Deadpool an einer Stelle Thanos, was kein Übersetzungsfehler ist, sondern dem Umstand geschuldet ist, dass Josh Brolin, der diesen Cable spielt, in der von den Disney Studios verantworteten Marvel-Serie The Avengers die Nemesis Thanos spielt.
Gleich zu Beginn des Films beklagt sich Deadpool aus dem Off, dass es mit diesen Mutanten- und Superhuman-Geschichten immer komplizierter werde, nachdem jetzt sogar schon Logan die Deadpool-Masche reiten würde und Filme ohne Jugendfreigabe in die Kinos brächte.

Und so weiter und so weiter und so weiter. Ist das die Zukunft des Pop-Phänomens Superheldenkino? Selbstreferenzielle Brechung durchgekauter Filmmotive mit den Mitteln der Ironie? Wahrscheinlich. Und vielleicht ist das sogar gut so. Ist ja auch nicht neu: Vor 20 Jahren schon hat Wes Craven mit seinen Scream-Filmen erfolgreich mit der ironischen Brechung (damals) aktueller Filmmotive gespielt.

Wenn das massentaugliche Kino schon keine Lösungsvorschläge mehr fürs richtige Leben bieten kann – wann bekommen Teenager es schon mal mit Zeitreisen, verrückten Killern oder Weltenzerstörern zu tun? – und dem durchschnittlich verunsicherten Pickelgesicht nicht mehr mehr bieten kann als Sei-Du-Selbst-in-3D, kann es wenigstens versuchen, die Unterhaltungsmedien dieser Zielgruppe zu unterwandern, selbstreferenziell einzuhegen und spaßig aufzuzeigen, was für ein großartiger Quatsch – Betonung auf Quatsch – diese Comics und Filme sind, die die Pubertierenden da konsumierenb.

Im besten Fall kann es dem und der verunsicherten Pubertierenden im Kinosessel dann zeigen, dass er und sie gut sind, so wie sie da sitzen. So ein bester Fall ist „Deadpool 2“, der kein doller Film ist, aber ein großer Spaß mit netter Message.

Plakatmotiv: Deadpool 2 (2018)Ziemlich früh im Film rollt Deadpool in Charles Xaviers Rollstuhl durch den viktorianisch verwinkelten Bau der Schule für die speziell Begabten und klagt über „lauter alte weiße Männer“, die dort als Bilder hingen und als Büsten ständen. Einige schmeißt der mit dem Rollstuhl nicht vertraute Unverwundbare dabei vom Sockel. An anderer Stelle bezeichnet er die Ur-Formation der X-Men als rassistische und sexistische Phantasien aus den 60er Jahren den vorigen Jahrhunderts. Willkommen im Superheldenkino des #MeToo-Zeitalters. Von #MeToo konnten die Produzenten dieses zweiten Deadpool-Film nichts wissen, als sie die Story entwickelten, aber die Tendenz in der Gesellschaft – weg von den Alten Weißen Männern – ist ja schon länger da – Stichwort #BlackLivesMatter.

Und so sammelt Deadpool eine multikulturelle (Männer-)Truppe zusammen – inklusive Alibi-Weibchen – die schon den Absprung aus dem Flugzeug zum ersten Einsatz nicht überlebt. Der eine Weiße Mann verfängt sich in Stromleitungen und verbrennt, der nächste Weiße Mann schwebt mit seinem Fallschirm in einen Gartenhäxler, der nächste Kerl (asiatisch) und der übernächste (afroamerikanisch) kommen unters Auto oder krachen gegen einen Bus. Die einzige, die neben Deadpool dieses Lande-Massaker überlebt, ist Domino, eine Afroamerikanerin, deren Superkraft „Glück“ lautet. Domino erhebt in gleich mehrfacher Hinsicht die Andersartigkeit zum Konzept für ein Franchise, von dem Deadpool im Film ganz offen fordert, dass es für „drei, vier Fortsetzungen“ taugen muss. Domino kann nichts besonders gut, braucht auch kaum etwas können, weil sie stets das Glück auf ihrer Seite weiß; zudem hat Domino die Pigmentstörung Vitiligo, die ihrem Körper Flecken in unterschiedlichen Brauntönen beschert.

Kurz: Der Alte Weiße Mann nach Stan-Lee-Muster hat ausgekämpft. Am Ende stehen ein dicker Junge, ein Cyborg, ein Russe aus Metall, ein indischer Taxifahrer, ein unzerstörbarer Profikiller und ein lesbisches Paar als neue Heldentruppe für Fortsetzungen bereit – und David Leitch gönnt ihnen einen von Fanfaren umtosten Zeitlupengang auf die Kamera zu, wie es das zuletzt (gefühlt) für die Männer um Bruce Willis in Armageddon gab.

Filmisch verheddert sich das Actiondrama bald und das mit den Fragen nach dem Wieso und Weshalb und der hehren Moral, die die Helden auf der Strecke lassen, sobald das Drehbuch einen anderen Kniff braucht, führt essenziell nicht weiter. Wir haben es hier nicht mit einem Film im klassischen Sinne zu tun. „Deadpool 2“ ist ein Pop-Phänomen – im Guten wie im Schlechten.

Wertung: 5 von 8 €uro
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