Buchcover: Henning Mankell - Die weiße Löwin

Solider Krimi mit Aussetzern
und versuchten Anleihen

Titel Die weiße Löwin
(Den vita lejoninnan)
Autor Henning Mankell, Schweden 1993
aus dem Schwedischen von Erik Gloßmann
Verlag dtv
Ausgabe Taschenbuch, 537 Seiten
Genre Krimi
Inhalt
Eine Immobilienmaklerin wird als vermisst gemeldet. Kommissar Kurt Wallander muss schnell einsehen, dass kein freiwilliges Verschwinden der Ehefrau und Mutter zweier Kinder vorliegt. Sie führte ein absolut harmonisches Leben zwischen Familie und Freikirche. Während die Polizei alle Spuren verfolgt, derer sie habhaft wird, explodiert im einsamen Suchgebiet ein Haus. Übrig bleiben nur winzige Splitter, der Rest einer russischen Funkanlage und der Finger eines Schwarzen.

Gleichzeitig plant ein geheimes Kartell im Südafrika kurz vor dem Machtwechsel den Mord an einer hochgestellten Persönlichkeit, um die Macht der Buren gegen die schwarzen Ureinwohner zu sichern.

In Ystad kommt Wallander nicht weiter. Erst der Mord an einem Polizisten in Stockholm lässt Verbindungen zu einem Ex-KGB-Agenten aufscheinen. Dann finden sie die Leiche der verschwundenen Immobilienmaklerin. Offenbar hat der KGB-Mann, Konowalenko, sie ermordet. Während seiner Recherchen in diese Richtung wird Wallander von einem Schwarzen entführt, der sich als Victor Mabasha aus Südafrika zu erkennen gibt. Ihm fehlt ein Finger. Wallander kann sich befreien, behält sein Erlebnis aber für sich. Er versteckt Mabasha schließlich bei sich zu Hause, will über ihn an Konowalenko herankommen.

Der Russe kommt ihm zuvor, dringt bei Wallander ein, entführt erst Mabasha und später auch Wallanders Tochter. Jetzt kämpft der Kommissar allein gegen alle …

Was zu sagen wäre
Die weiße Löwin

Mein zweiter Roman um Kommissar Wallander, der nur mäßig mehr überzeugt, als der Vorgänger Die Hunde von Riga. Die Erzählungen über das Mordkomplott in Südafrika sind spannend und in sich schlüssig. Die Ermittlungen Wallanders in Schweden hingegen sind auch hier wieder platt und konstruiert.

Mankell erzählt sklavisch chronologisch – wenn es drei Handlungsorte gibt, die zur selben Zeit eine Rolle spielen, werden alle drei Orte in drei Kapiteln nacheinander aufgearbeitet. Nach vielen Jahren im Journalismus ist mir diese Erzählform nicht fremd, Zeitungen schreiben so. Romane sind aber keine Zeitungen und die chronologische Erzählform, die dem Leser schon gibt, wovon der ermittelnde Kommissar noch nicht einmal eine Ahnung hat – auch wenn er auch in diesem Roman wieder dauernd „so ein unbestimmtes Gefühl” hat – nimmt dem Roman jede Spannung. Mal davon abgesehen, dass diese „so unbestimmten Gefühle” später nicht wieder aufgegriffen werden, bleibt dem Leser nichts, als die schriftliche Erzählung, um am Ball zu bleiben; und Mankells Schreibstil – zumindest in der deutschen Übersetzung – ist trocken, das Land regnerisch, der Kommissar nahe der verzweifelten Motivationslosigkeit und alles ist depressiv.

Warum Wallander Victor Mabasha entgegen seiner üblichen Gepflogenheiten bei sich versteckt, obwohl keiner seiner Kollegen den Eindruck erweckt, er sei nicht auf Wallanders Seite, wirkt ebenso konstruiert, wie eine Zollbeamtin, die just an einem entscheidenden Tag zu spät ihren Dienst antritt oder ein zweiseitiges Telex von Wallander, von dem leider nur eine Seite übermittelt wird und also dafür sorgt, dass die südafrikanische Polizei in die falsche Richtung ermittelt. Durch diese aufgesetzten Zufälle wirkt der Schlussakkord in Südafrika so, als habe Henning Mankell mal so was wie „Der Schakal” von Frederik Forsyth versuchen wollen.

Jetzt muss mich der dritte Wallander (Die falsche Fährte), den ich zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, davon überzeugen, dass für den Bestsellerstatus nicht allein cleveres Marketing verantwortlich ist. Ich finde seine Schreibe eher langweilig.