Der Reihe nach: Martin Brest hat einen Tumor im Kopf und Rudi Wurlitzer Knochenkrebs. Diagnose: „So gut wie tot!“ Aber noch bleibt ihnen ein Fetzen Zeit, um zu leben – so intensiv, so verrückt, so leidenschaftlich wie niemals zuvor. Und da Rudi einmal in seinem Leben das Meer sehen möchte, ist es für Martin eine Ehrensache, es ihm zu zeigen.
Zuerst einmal wird ein Auto „genommen“ (Mercedes-Coupé, babyblau). Und dann fahren sie hinaus. Der Autobesitzer aber ist hinter dem Wagen sowie dem Inhalt im Kofferraum her, da ihm der Inhalt nicht gehört (und dabei handelt es sich immerhin um einen Koffer voller Geld).
Er schickt also seine besten Männer, um das Auto wieder aufzutreiben – Henk, der Belgier und Abdul, der Araber …
Die Kamera ist dauernd in Bewegung. Die Helden keine Gewinner mit Botschaft, die Polizei keine heroischen Kriminalhauptkommissare, die Story nicht durch lauter bedenkenvolle TV-Redakteursfinger gezerrt, die Story einfach, gerade und absolut nachvollziehbar. Realistisch ist sie nicht – wie gesagt: angenehm wenig deutsch! „Knockin on Heaven's Door“ hat das Zeug, später einmal als Meilenstein des deutschen Kinos zu erscheinen. Die ganze Machart ist modern, populär und – ja auch das – kommerziell, also ausgerichtet am Zuschauer-Geschmack. Ein Glücksfall für das deutsche Kino.
Regisseur Thomas Jahn klopfte mit „Knockin …“ tatsächlich an die Himmelspforte – jene Pforte, hinter der „Himmel“ nicht „Tod“ bedeutet, sondern „Ruhm". In einer Bücherei – so geht die Legende – traf der filmbegeisterte Taxifahrer Jahn auf Til Schweiger, erzählte dem deutschen Kinohelden von einem „tollen Drehbuch“, das er geschrieben habe und welches er gerne verfilmen würde. Schweiger las also das Buch, bearbeitete es zusammen mit Jahn und sah seine Chance gekommen, erstmals einen Film selbst zu produzieren. Und so geschah es.
Und „Knockin' on Heaven's Door“ wurde mit über 3 Millionen Kinobesuchern zum erfolgreichsten deutschen Film 1997. Fast scheint es, als habe auf Schweiger und Jahn etwas abgefärbt vom Selbstbewusstsein jener jungen Generation Amerikanier um Quentin Tarantino, die sich ihre wilden Phantasien von coolen und meist schwarzgekleideten Gangstern vergolden lässt. Der Film ist eine hemmungslose Zitatensammlung aus allem, was Kinofans lieb und teuer ist.
Und dass Moritz Bleibtreu den „Ernst Lubitsch Preis“ für seine Darstellung des tumben Gangsters Abdul erhielt, ist mehr als gerechtfertigt. Bleibtreu ist der heimliche Star des Films.