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Kinoplakat: Godzilla – Duell der Megasaurier (1991)

In der Zeit zurück, In der Zeit vorwärts.
Jetzt wirds im Godzilla-Kosmos kompliziert

Titel Godzilla – Duell der Megasaurier
(Gojira vs. Kingu Gidorâ)
Drehbuch Kazuki Ohmori
Regie Kazuki Ohmori, Japan 1991
Darsteller

Kosuke Toyohara, Anna Nakagawa, Megumi Odaka, Katsuhiko Sasaki, Akiji Kobayashi, Tokuma Nishioka, Yoshio Tsuchiya, Chuck Wilson, Richard Berger, Robert Scott Field, Kenji Sahara, Kiwako Harada, Kôichi Ueda, Sô Yamamura, Yasunori Yuge u.a.

Genre Monsterfilm
Filmlänge 103 Minuten
Deutschlandstart
7. Januar 1993
Website Godzilla-Wiki
Inhalt

Im Jahr 1992 taucht ein unbekanntes Flugobjekt über Japan auf. Die Behörden gehen davon aus, dass es sich um ein Raumschiff handelt. Doch es ist kein Raumschiff, sondern eine Zeitmaschine aus dem Jahr 2204. Die Insassen des Fluggerätes brauchen die Hilfe einiger Wissenschaftler und Godzilla-Experten aus dem Jahr 1992, um mit ihnen im Jahr 1944 einen Saurier von der japanischen der Insel Ragos an einen anderen Ort zu teleportieren.

Dieser Saurier wird nämlich auf Ragos einst durch US-amerikanische Atomtest zu Godzilla mutieren und im Jahr 2204 ganz Japan von der Weltkarte gefegt haben. Also soll er an einen Ort verlegt werden, an dem es keine radioaktive Strahlung durch Atomtests geben wird. Das Team besteht aus dem Autor Kenichiro Terasawa, einem Paläontologen, dem technisch versierten Mädchen Miki Saegusa, der Futuristin Emi Kano sowie dem Androiden M11.

Warum nur so kompliziert? Wäre es nicht einfacher, den damaligen Saurier einfach zu töten? Dem widerspricht das Ehrgefühl eines ehemaligen Soldaten der japanischen Armee in Weltkrieg II. Damals, 1944, hatten die auf Ragos stationierten japanischen Truppen keine Chance gegen die Amerikaner, die sich schnell ins Inselinnere kämpfen.

Kinoplakat (Jap.): Godzilla – Duell der Megasaurier (1991)Doch in letzter Sekunde kam ein gewaltiges Geschöpf aus dem Wald, um seine Insel zu beschützen – ein Saurier. Die Amerikaner feuerten aus allen Rohren ihrer Kriegsmarine, die vor der Küste lag. Verletzt zog es sich das Tier in den Wald zurück. Die Japaner, in dem Glauben, dass ihr Lebensretter tot ist, gaben dem Saurier ein letztes Geleit und verließen dann die Insel.

Heute, 1992, ist der ehemals kommandierende General dieser Truppe der führende Industrielle des Landes, der Japan an die Spitze der Wirtschaftsnationen geführt hat und dem Saurier gerade einen großen Freizeitpark gewidmet hat.

Das Team teleportiert also 1944 den angeblich toten Saurier in die Beringsee. Prompt taucht ein neues Problem auf: Statt Godzilla vernichtet 1992 nun King Ghidorah die japanischen Städte. Emi erkennt sofort, dass es sich dabei um einen finsteren Plan der Zeitreisenden handelt, um Japan nach ihren Wünschen zu regieren.

Doch weil inzwischen fast überall auf der Welt nukleare Energie zu finden ist, ist Godzilla im Laufe der Jahrzehnte doch wieder verstrahlt worden und zum Leben erwacht. Sofort schicken die Zukunftsleute King Ghidorah zu Godzilla, um ihn zu bekämpfen …

Was zu sagen wäre

Erzählen Sie das Ihrem Sohn, wenn Sie mal einen haben, Major Spielberg“, sagt der Captain des US-Kriegsschiffes im Jahr 1944, als ein rätselhaftes Flugobjekt mit rasender Geschwindigkeit auf die Insel Ragos zufliegt, die die amerikanische Marine am nächsten Tag erobern will. „Ja, Sir!“, antwortet der, dessen Sohn später Filme drehen wird wie Unheimliche Begegnung der Dritten Art oder E.T. – Der Außerirdische.

Damit ist der Ton schon gesetzt: Allzu ernst nehmen sollte man dieses kunterbunte Monsterspektakel ohne innere Logik – auch innerhalb des Genres – vielleicht nicht. Der in der Zeit vor und zurückspringende Film steckt voller Filmzitate und Selbstreferentialität. Es entstand immerhin zum 50. Geburtstag der Tōhō-Studios. Und heute hauen die Japaner mal ordentlich auf den nationalen Putz und recken stolz die Brust. Dass Steven Spielberg dereinst der Welt erfolgreichster Kinoregsseur nur werden wird, weil sein Vater in Japan eine UFO gesichtet hat unbd offenbar davon erzählen wird, ist ja nicht alles.

Plakatmotiv (Jap.): Godzilla – Duell der Megasaurier (1991)Es stellt sich auch heraus, dass die Zeitreisenden – zumindest bis auf eine – deshalb diesen wirren Plan durchziehen, weil die zukünftige Weltregierung in Wirklichkeit zu sehr von Japan dominiert wird (von wegen: von der Weltkarte gefegt). Japan sei wirtschaftlich dermaßen erfolgreich gewesen, dass es bald die führende Nation im asiatischen, im afrikanischen und im südamerikanischen Raum gewesen sei, „sogar besser als China“ und irgendwann sogar die Amerikaner wirtschaftlich in die Tasche gesteckt hätte; man kann sich vorstellen, wie sich die erwähnte Weltregierung also wohl aussieht – japanisch geprägt.

Das gefällt den Zeitreisenden nicht; übrigens alles Westler amerikanischen Zuschnitts, bis auf eine junge Japanerin an Bord, die sich aber bald schon loyal auf die Seite ihrer Landsleute schlagen wird. Die Botschaft auf der Metaebene: Den weißen Langnasen aus der westlichen Hemisphäre – USA und Europa – ist nicht zu trauen, weil die neidisch sind auf uns Japaner und uns deshalb vernichten wollen – wie schon in Nagasaki und Hiroshima. Und dann macht der Saurier 1944 auch noch die angreifenden US-Soldaten platt, allesamt, sehr unappetitlich.

Harter Tobak für weiße Langnasen, die einen Godzilla-Film gucken wollen und sich plötzlich mit Weltpolitik konfrontiert sehen. Zumal ja in der wirklichen Welt draußen vor dem Kino derzeit tatsächlich ökonomische Spannungen zwischen Ost und West knistern. Da sitzen wir plötzlich, die wir es immer in Ordnung fanden, wenn der Asiate mit seinem undurchdringlichen Lächeln, der Schurke war, der uns Westler ausrauben, erobern oder vierteilen will, und wundern uns. Zum 50. Geburtstag hält Tōhō uns einfach mal den Spiegel vor.

Tiefer sollte man nicht gehen. Weil: Wenn man sich tiefer mit dem Film und seiner Handlung beschäftigt, flöge der auf den Müllhaufenm der Filmgeschichte, so hirnrissig ist das Ganze. Zeitreise-Filme sind halt gefährlich, wenn niemand nachdenkt – vielleicht hätte sich Regisseur Kazuki Ohmori einen zweiten Autor an Bord holen sollen, der dem Drehbuchautor Kazuki Ohmori auf die Finger klopft.

  • Im Jahr 1944 also löschen die Zeitreisenden Godzilla aus der Zeiltlinie. Er wird nicht atomar verstrahlt, also nie existieren. Zurück im Jahr 1992 freut sich dann alle Welt(!), dass Godzilla „nicht mehr“ ist, obwohl ihn doch niemand kennen kann – außer den Zeitreisenden – weil er doch nie existiert hat. Damit bricht ein Viertel des Films weg, das auf dieser Unlogik basiert.
  • Dann gibt es Godzilla trotzdem, weil in der Beringsee, wohin man den freundlichen Saurier damals gebracht hat, ein russisches Atom-U-Boot versunken ist. Und offenbar reicht es dem Ungeheuer, da seit Jahren unter Wasser herumzuspazieren, ohne irgendwelche Gelüste zu entwickeln, an die Oberfläche zu kommen. Da muss dann wieder japanische Ingenieurskunst helfen: Es stellt sich heraus, dass der General von damals, der heutige Wirtschaftsmagnat, ein Atom-U-Boot gebaut hat (obwohl das in Japan qua Gesetz aus historischer Verantwortung verboten ist), mit dem er nun den doch nicht so ganz entschlafenen Saurier wecken, verstrahlen und mutieren will – er weiß da noch nicht, dass der Saurier längst verstrahlt ist. Und als er dann mit seinem Atom-U-Boot da ankommt, rammt dieses Godzilla, der wird sauer und beginnt nun einen vernichtenden Feldzug gegen Japan – wo nun zwei Monster statt eines toben. Die zeitreisenden Verräter haben ihre Aufgabe erfüllt: Japan zerfällt in Trümmer.
  • Dass eben das dann nicht passiert, ist der Blödheit der Zeitreisenden geschuldet: Ausgerechnet die des Verrats überführte Japan-Sympathisantin darf einen hoch entwickelten Androiden reparieren, der etwa auf dem technischen Niveau eines Terminators arbeitet – und natürlich programmiert die Abtrünnige den Androiden in ihremn Sinne und dem des 1992er-Japans um

Derlei Ungereimtheiten würden die oben skizzierte Japaner-sind-immer-und-überall-die-besseren-Typen-Haltung den Wind aus den ohnehin nur schlaff flatternden Segeln nehmen. Kritisch anmerken könnte man auch, dass es dem Studio nicht gelungen ist, dem an sich doch furchterregenden dreiköpfigen Drachen Ghidorah in den 27 Jahren seiner Leinwandexistenz wenigstens ein bisschen Furchterregendes zu bauen; er bewegt sich und fliegt so steif wie in seinem Debüt 1964.

Besser also, man nimmt das nicht so genau zur Kenntnis. Nichts passt in diesem Storygerüst; wenig aufregend sind die Monstermoves. Und dennoch ist es einer der unterhaltsameren Godzilla-Filme.

Man freue sich statt dessen lieber über grandiose Monster-Popcorn-Action mit Tempo, Charme und ziemlich coolen Apokalypse-Bildern.

Wertung: 5 von 10 D-Mark
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