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Plakatmotiv (US): Julius Caesar (1953)

Großes Schauspielerkino im
shakespear'schen Versmaß

Titel Julius Caesar
(Julius Caesar)
Drehbuch William Shakespeare
Regie Joseph L. Mankiewicz, USA 1953
Darsteller

Marlon Brando, James Mason, John Gielgud, Louis Calhern, Edmond O'Brien, Greer Garson, Deborah Kerr, George Macready, Michael Pate, Richard Hale, Alan Napier, John Hoyt, Tom Powers, William Cottrell, Jack Raine u.a.

Genre Drama, Historie
Filmlänge 120 Minuten
Deutschlandstart
13. November 1953
Inhalt

44 v. Chr. steht Julius Caesar in Rom auf der Höhe seiner Macht. Der römische Senat hat seiner Ernennung zum Diktator auf Lebenszeit bereits zugestimmt, aber es gibt auch viele Senatoren, die dagegen sind, wie Cassius und Casca. Um die Republik zu retten, planen sie die Ermordung des zukünftigen Diktators. Für ihr Vorhaben versuchen sie, auch Caesars Adoptivsohn Brutus auf ihre Seite zu ziehen.

Plakatmotiv (US): Julius Caesar (1953)In der Nacht vor den Iden des März zieht ein Gewitter auf. Brutus kann nicht schlafen, zu sehr beschäftigt ihn die Frage, wie er sich verhalten soll. Seine Frau Portia bemerkt seine Unruhe und will den Grund erfahren. Auch Caesars Frau Calpurnia ist unruhig. Ein schlechter Traum veranlasst sie, ihren Gatten am nächsten Morgen zu bitten, nicht aus dem Haus zu gehen. Auch ein Hellseher warnt Caesar vor dem neuen Tag. Caesar ist zwar geneigt, zu Hause zu bleiben, aber als er von Cassius, Brutus und anderen zu einer Senatssitzung abgeholt wird, geht er schließlich doch.

Auch Marcus Antonius, ein Anhänger Caesars, ist unter den Begleitern. Vor dem Kapitol wird dieser von einem Verschwörer auf die Seite gezogen. Caesar wiederum wird von einigen Senatoren mit Bittgesuchen aufgehalten. Es ist schließlich Casca, der als Erster seinen Dolch zieht und ihn Caesar in den Rücken sticht. Andere Verschwörer folgen seinem Beispiel. Als sich Caesar schwankend Brutus zuwendet, gibt dieser ihm den Todesstoß.

Die Nachricht von Caesars Tod verbreitet sich schnell. Tausende Römer strömen zum Kapitol, wo sich die Verschwörer noch immer aufhalten. Brutus wendet sich der Menge zu und erklärt ihr seine Beweggründe. Als Nächster ergreift Marcus Antonius das Wort, dem von den Verschwörern erlaubt wurde, eine Rede zu halten, denn sie glaubten ihn auf ihrer Seite.

Er aber versteht es, mit rhetorischen Finessen den Verschwörern zunächst Verständnis entgegenzubringen, um ihnen dann egoistische und unlautere Motive vorzuwerfen. Damit gelingt es ihm, die Stimmung des Volkes gegen Brutus und seine Gesinnungsgenossen zu wenden.

Unter der Federführung von Marcus Antonius wird daraufhin eine Liste geächteter Römer aufgestellt. Mit einem Heer zieht er gegen Brutus, Cassius und ihre Anhänger. Diese sind inzwischen nicht mehr einer Meinung, wodurch ihre Kampfkraft geschwächt wird. Bei der Schlacht bei Philippi kommt es zur Entscheidung: Marcus Antonius siegt über seine Gegner. Cassius stürzt sich in sein Schwert, während Brutus einen seiner Soldaten zwingt, ihn ebenfalls zu töten.

Der Film endet mit den Worten Antonius „Dies war ein Mann“, vor ihm aufgebahrt der Leichnam des Brutus …

Plakatmotiv (US): Julius Caesar (1953)

Was zu sagen wäre

Joseph L. Mankiewicz macht aus Shakespeares Bühnendrama um den Tod des Gaius Julius Caesar großes Kino, das sich lange in Palästen, Zelten und engen Marktplätzen aufhält – passend zum Bühnenambiente – und schließlich in einer großen Reiterschlacht gipfelt.

Plakatmotiv (US): Julius Caesar (1953)

Ein Königsdrama um Verrat, Ehre und die Verführbarkeit des Volkes. Erst verfluchen sie Brutus, nachdem der Caesar gemeuchelt hat. Dann begründet Brutus seine Beweggründe und sie verteufeln Caesar. Dann kommt Marcus Antonius: „Mitbürger! Freunde! Römer! Hört mich an: Begraben will ich Cäsar, nicht ihn preisen. Was Menschen Übles tun, das überlebt sie, das Gute wird mit ihnen oft begraben.“ – und mit ihm kommt einer der großen Auftritte des Marlon Brando (Viva Zapata – 1952; "Endstation Sehnsucht" – 1951). Als der glutäugig und rhetorisch raffiniert seine Rede beendet hat, schreien sie Brutus und seine Mörderbande aus der Stadt in die Verbannung – und Marcus Antonius übernimmt die Geschicke der Stadt Rom. Marlon Brando befand später, es sei ausgesprochen idiotisch von ihm gewesen, ohne Shakespeare-Erfahrung am Set zu erscheinen und den Mark Anton zu spielen. Den sollte ursprünglich auch Paul Scofield spielen.

Ursprünglich wollte MGM den Film ausschließlich mit britischen Schauspielern besetzen. Das fand aber John Housman, der ausführende Produzent, nicht gut, weil der Film dann auch lieber ganz in Europa von einem britischen Studio gedreht werden sollte – und nicht in Hollywood. John Gielgud wurde als Cassius besetzt, nachdem Mankiewicz ihn in Stratford-upon-Avon in der gleichen Rolle auf der Bühne gesehen hatte. Eigentlich war Mankiewicz in Stratford um Paul Scofield spielen zu sehen, den er ursprünglich für die Rolle des Marcus Antonius wollte. Als sich jedoch Marlon Brandos Vorsprechen als sehr gut herausstellte, bekam der den Part. Diese Entscheidung war heftig umstritten. Die Feuilletons tobten. Brando war für rebellische Charaktere wie für seinen Stanley Kowalski in "Endstation Sehnsucht" bekannt, dessen genuschelte Aussprache mit Shakespeare-Dialogen unvereinbar schien. Das erwies sich im Nachhinein als überdrehte debatte: Brando wurde für den Hauptrollen-Oscar nominiert.

Mankiewicz, Spezialist für das große Melodram ("People Will Talk" – 1951; Alles über Eva – 1950; "Blutsfeindschaft" – 1949), bietet seinen Schauspielern die große Bühne. Und die glänzen. James Mason gibt seinem Brutus neben dem Dolch auch die Würde des aufrechten Mannes, der es doch nur gut meinte, sich aber hat verkaufen lassen ("Die Wüstenratten" – 1953; "Der Gefangene von Zenda" – 1952; "Pandora und der fliegende Holländer" – 1951). Unter anderem von Cassius, den John Gielgud mit verschlagener Eleganz spielt. Und im shakespear'schen Versmaß. Das gibt dem Schwarz-Weiß-Film mit den großartigen Rom-Kulissen (Betonung auf Kulissen), wenn man sich nach wenigen Minuten daran gewöhnt hat, große Wucht. Die geht in der deutschen Version etwas verloren. Die ganze Schönheit entfaltet der Schrift-Text logischerweise nur in seiner Originalform, wenn auch die deutsche Version mit den originalgetreuen Versen von Schlegel-Tieck alle Mühe gibt.

Wertung: 5 von 6 D-Mark
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