Buchcover: Lisa Jewell - Ralphs Party
Ein wunderbarer Roman
unauffällig erst, ergreifend dann
Titel Ralphs Party
(Ralph's Party)
Autor Lisa Jewell, UK 1999
aus dem Englischen von Bettina Runge
Verlag Knaur
Ausgabe Taschenbuch, 427 Seiten
Genre Drama, Komödie
Inhalt

Die Bewohner des Hauses in der Londoner Almanac Road 31 sind ein bunter Haufen:

  • Smith und Ralph bilden eine Single-WG, die gerade eine neue Mitbewohnerin testet: Jem
  • Über ihnen wohnen Karl und Siobhan, ein junges Paar seit 15 Jahren – ohne Kind mit Hund
  • Unterm Dach wohnt Cheri, eine junge Schönheit, die überirdisch aussieht, das weiß, sich entsprechend aufführt und auf der Suche nach Mr. Right ist, wobei sich „Right” als „Rich” oder „Famous” – am besten gleich beides – übersetzen lässt.

Smith macht in Geldgeschäften, hat ordentlich geerbt – ihm gehört die Wohnung, in der er mit Ralph und jetzt Jem lebt – und ist seit fünf Jahren in die schöne Cheri unterm Dach verknallt. Er lebt abstinent für den Tag, an dem er sie ansprechen und mit ihr in den siebten Himmel davon schweben wird. In der Zwischenzeit lässt Smith sich auf Jem ein, die in ihm die lange gesuchte Vorsehung gefunden zu haben glaubt. Das gefällt Ralph nicht so recht. Der Künstler ist ein Abhänger. Hat immer tolle, super aussehende Freundinnen, kriegt sonst nichts gebacken – und Jem ist ihm zunächst auch herzlich egal. Aber just an dem Abend, an dem Jem mit Smith zusammenkommt, erwischt es ihn total. Heimlich liest er ihre Tagebücher und weiß nicht, wie er das Dilemma lösen soll: Er kann seinem besten Kumpel ja kaum die Frau ausspannen, obwohl der ihm gleich erzählt, dass Jem nur die Zwischenstation auf seinem Weg zu Cheri ist.

Über ihnen, bei Karl und Siobhan, ist der Wurm drin. Karl hat gerade einen Super-Job als Moderator bei einem Londoner Radiosender bekommen. Siobhan fühlt sich zu dick und befürchtet, Karl werde sie nun bald verlassen, schließlich gibt es in seinem beruflichen Umfeld ja genug hübsche Frauen, die dünner sind, als sie. Frauen, wie diese Cheri, die unterm Dach wohnt. Es wäre also vorteilhaft, wenn Siobhan niemals erführe, dass Karl mal was hatte mit Cheri, damals, als er noch als Tanzlehrer gejobbt hat …

Was zu sagen wäre
Ralphs Party

Überraschung! Das habe ich nicht vermutet. Der Roman ist ein kleines Juwel. Das klingt angesichts des Nachnamens der Autorin wie ein dürres Wortspiel, trifft es aber. Er liest sich locker und leicht, wechselt rythmisch zwischen Smith/Jem/Ralph und Karl/Siobhan und wirkt eine ganze Zeit lang tatsächlich so, als wäre das schon alles und der Titel „Ralphs Party” zufällig gewählt. Aber so ist es natürlich nicht; so ist es nur in meiner Vorurteilsbehafteten Vorstellung über die Erstlingswerke junger britischer Autorinnen.

Irgendwann nämlich, ganz ohne Vorwarnung, zieht das nette Geplänkel um all die netten Thirtysomethings plötzlich mächtig an und zieht mich ins Fieber – „jetzt bloß nicht aufhören zu lesen”, „das kann doch nicht wirklich …”, „Nein, tu's nicht ..!” … aber sie tut es natürlich doch.

Wirklich wahr: „Ralphs Party” ist ein kleines Juwel auf dem Buchmarkt. Der Roman war ein Instinkt-Kauf im Sommer 2003. Weder kannte ich die Autorin, noch hatte ich je von einer Verfilmung gehört (über die ich dann sicher auch von dem Buch und über das Buch gelesen hätte).

Der dürre Inhalt im Klappentext hat mich neugierig gemacht. Und der hat mit dem eigentlichen Roman nur ganz am Rande zu tun. Wer schreibt bei Knaur eigentlich die Klappentexte?