IMDB

Plakatmotiv: Borsalino & Co. (1974)

Ansehbar. Aber dann
auch nur Duchschnitt

Titel Borsalino & Co.
(Borsalino and Co.)
Drehbuch Pascal Jardin
Regie Jacques Deray, Frankreich, Italien, BRD 1974
Darsteller

Alain Delon, Riccardo Cucciolla, Daniel Ivernel, Reinhard Kolldehoff, André Falcon, Lionel Vitrant, Adolfo Lastretti, Greg Germain, Pierre Koulak, Marius Laurey, Serge Davri, Günter Meisner, Jacques Debary, Djéloul Beghoura, Anton Diffring u.a.

Genre Crime, Drama
Filmlänge 110 Minuten
Deutschlandstart
29. November 1974
Inhalt

Seit dem Mord an seinem Geschäftspartner und Freund François Capella schwört Gangsteroberhaupt Roch Siffredi Rache. Er erfährt, dass ein gewisser Giovanni Volpone hinter dem Anschlag steckt – der ist erst seit Kurzem in der Stadt.

Kommissar Fanti stattet Siffredi nach Capellas Tod einen Besuch ab. Er erkennt den Erfolg des Gangsters und bewundert das neue Etablissement. Plakatmotiv: Borsalino & Co. (1974) Fanti hat eine gewisse Achtung vor Roche, doch sollten Unruhen im Milieu entstehen, so bevorzugt er es, die Kriminellen sich gegenseitig umbringen zu lassen.

Er informiert Siffredi jedoch, dass Volpone sehr gefährlich ist: Der italienische Gangster scheint nicht nur besondere Ambitionen bezüglich Marseille zu haben, er verfügt außerdem über erhebliche finanzielle Mittel und über wirkungsvollen politischen Rückhalt.

Denn Volpone steht in Beziehung zum internationalen Faschismus. Sein Plan ist, „die Stadt zu säubern“ und aus ihr eine experimentelle Basis zu gestalten, um eine neue Ära vorzubereiten.

Roch erfährt, dass Volpones Bruder allein mit dem Zug nach Marseille reist. Er lässt ihn aus dem fahrenden Zug werfen. Die Banden von Siffredi und Volpone treffen am Bahnsteig von Marseille aufeinander …

Was zu sagen wäre

Würde das Modell Schule machen, können wir bald auch Fortsetzungen solcher Filme wie Die Spur des FalkenTote schlafen fest oder Das dreckige Dutzend erwarten.

Vor vier Jahren drehte Jacques Deray mit Borsalino einen der wirtschaftlich eintragreichsten Filme der französischen Kinogeschichte. Dass da ein geschäftstüchtiger Produzent wie Alain Delon auf die Idcee kommt, die Kuh nochmal zu melken, ist nach kurzen darüber Nachdenken nicht verwunderlich. Wieder kann der eiskalte Engel elegantes Nadelstreifentuch auftragen, mit der Thompson M1 um sich ballern und bildgewaltig Konkurrenten aus dem Weg räumen.

Aber es fehlt dieser Fortsetzung etwas Entscheidendes: ein Partner für Delon und eine tragfähige Hintergrund-Geschichte. Damals waren das Jean-Paul Belmondo als Freund und Partner Capella und das Portrait einer korrupten Stadt am Meer, in der sich zwei Gangstergruppen die Stadt teilen und die Regierung ihren Schnitt dabei macht. Plakatmotiv (US): Borsalino & Co. (1974) Die Belmondo-Figur ist im aktuellen Figur gegen eine farblos loyale Kreatur namens Fernand getauscht worden und der innerstädtische Konflikt ist einer internationalen, gesichtslosen Verschwörung rechter Gruppierungen gewichen. Das ist das eigentliche Problem: Der Hauptschurke, Volpone, ist jederzeit als Handlanger erkennbar, der Mächtigeren dient; ein Mosaikstein, ein Spielball. Es ist also klar, dass einer wie Alain Delon den dran kriegt ("Endstation Schafott" – 1973; Scorpio, der Killer – 1973; Der Chef – 1972; Rivalen unter roter Sonne – 1971; 4 im roten Kreis – 1970; Borsalino – 1974; Der Clan der Sizilianer – 1969; Der Swimmingpool – 1969; Der eiskalte Engel – 1967; Die Abenteurer – 1967; Brennt Paris? – 1966; Der Leopard – 1963; Rocco und seine Brüder – 1960; Nur die Sonne war Zeuge – 1960). Es ist keine Frage des Ob, sondern nur eine des Wie.

Ohne, dass die Italiener, Mussolini, die Deutschen, Hitler oder gar die Nazis einmal genannt werden, ist klar, wer die wirklich Mächtigen im Hinter-Hintergrund sind. Volpone, der Fremde, der Italiener in Frankreich, wird zum Trojanischen Pferd, das die Zivilgesellschaft mit Heroin zerstört; „Und wenn wir erst die Söhne haben, werden die Eltern folgen.“ Und Delon trägt jetzt den weißen Hut mit schwarzem Band, den im Vorgänger Polit trug, der mächtige Störenfried, der vor einem seiner Restaurants niedergemäht wurde. Jetzt ist Siffredi der Störenfried in der Stadt – „Ich habe hier nicht mehr verloren. Nur zwei, drei Dinge zu erledigen.“ – aber unterm Strich ist diese Fortsetzung nur ein – immerhin gehaltvolles – More of the Same, inklusive des Teils, in dem die Helden in die Verbannung flüchten, sich regenerieren und dann zurückschlagen.

Allerdings lässt der Film diesmal offen, wie sich Siffredi in Genua regiert hat. Jacques Deray setzt einfach voraus, dass der Zuschauer schon glauben wird, dass einer wie Alain Delon es im fremden Italien schon schaffen wird, sich binnen kürzester Zeit eine Mannschaft aufzubauen.

Am Ende kündigt der Film seine eigene Fortsetzung an, als wäre diese ein Naturgesetz. Dabei ist der Film zwar ansehbar, aber bei weitem keine solche Wuchtbrumme, wie das Original.

Wertung: 4 von 8 D-Mark
IMDB