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Plakatmotiv: El Dorado (1966)

Männer, Frauen und Whisky

Titel El Dorado
(El Dorado)
Drehbuch Leigh Brackett
nach dem gleichnamigen Roman von Harry Brown
Regie Howard Hawks, USA 1967
Darsteller

John Wayne, Robert Mitchum, James Caan, Charlene Holt, Paul Fix, Arthur Hunnicutt, Michele Carey, R.G. Armstrong, Edward Asner, Christopher George, Marina Ghane, Robert Donner, John Gabriel, Johnny Crawford, Robert Rothwell u.a.

Genre Western
Filmlänge 126 Minuten
Deutschlandstart
22. September 1967
Inhalt

Cole Thornton, ein alternder Revolverheld, wird von Bart Jason, einem Viehbaron, engagiert, um die in der Gegend des kleinen Provinznestes El Dorado ansässige Siedlerfamilie McDonald einzuschüchtern. In der Stadt begegnet er seinem alten Freund J. P. Harrah, wie Thornton ein ausgezeichneter Schütze, der als Sheriff die Verantwortung trägt. Dieser erklärt ihm, dass Bart Jason im Unrecht sei und Thornton angeheuert habe, um sich Harrah vom Leib zu halten. Thornton erteilt Jason daraufhin eine Absage. Durch ein Missverständnis kommt es jedoch zu einem folgenschweren Zusammentreffen mit dem jüngsten Sohn der McDonalds, das dieser nicht überlebt. Als dessen Schwester Joey auf Thornton schießt, um den vermeintlichen Mord an ihrem Bruder zu rächen, wird dieser getroffen. Die Kugel kann nicht entfernt werden, da sie zu nahe am Rückenmark steckt, und Thornton macht sich alsbald wieder auf den Weg zu einem neuen Auftrag.

In einem Grenzstädtchen trifft er auf Nelse McLeod, einen anderen Revolvermann, und einen jungen Mann, genannt „Mississippi“. „Mississippi“ hat mit einem von McLeods Leuten noch eine Rechnung offen, weil dieser mit drei anderen zusammen seinen väterlichen Freund erschossen hat. Nachdem „Mississippi“ diesen in einem fairen Kampf mit einem Messerwurf getötet hat, hilft ihm Cole in der sich anschließenden Auseinandersetzung und freundet sich mit ihm an. Thornton erfährt von McLeod, dass dieser inzwischen von Jason für den Kampf gegen die McDonalds engagiert worden ist. Der Zeitpunkt sei günstig, da von Sheriff Harrah derzeit keine Gefahr ausgehe; er ist aus Liebeskummer zu einem hemmungslosen Säufer geworden. Thornton reitet nach El Dorado, um seinem alten Freund beizustehen. Die nicht entfernte Kugel macht Thornton derweil immer mehr zu schaffen, da sie auf einen Nerv drückt und dadurch seinen rechten Arm zeitweise bewegungsunfähig macht.

In El Dorado angekommen, finden Cole und „Mississippi“, der ihn begleitet, den Sheriff betrunken und total heruntergekommen vor. Zum Trio gesellt sich noch der alte kampferprobte Hilfssheriff Bull sowie Hotelchefin Maudie, die schon lange in Cole verliebt ist; sie will es sich aber nicht anmerken lassen, da sie ihn bislang nicht zum Bleiben hat bewegen können. Inzwischen ist auch McLeod mit seiner Bande in El Dorado eingetroffen und es kommt zum erwarteten Kampf zwischen den Rivalen …

Plakatmotiv (US): El Dorado (1966)

Was zu sagen wäre

John Wayne wieder als der lonesome Cowboy a long way from home, der im Abendrot die Stadt verlässt und seine Maudie allein im Türrahmen zurücklässt. Howard Hawks (Rio Bravo – 1959; Land der Pharaonen – 1955; Blondinen bevorzugt – 1953; Liebling, ich werde jünger – 1952; Das Ding aus einer anderen Welt – 1951; Ich war eine männliche Kriegsbraut – 1949; Red River – 1948; Tote schlafen fest – 1946; Haben und Nichthaben – 1944; Sergeant York – 1941; Sein Mädchen für besondere Fälle – 1940; S.O.S. – Feuer an Bord – 1939; Leoparden küsst man nicht – 1938) inszeniert ein Epos zweier alternder Haudegen, in dessen Mittelpunkt Jungen, Männer, ein paar hitzköpfige (die löwenmähnige Joey MacDonald), bzw. heißblütige Frauen (Maudie) sowie eine epische Männerfreundschaft stehen, die durch Alkohol auf eine ernst Probe gestellt wird, die sogar noch Nachwuchs bekommt in Person von Alan Bourdillion Traherne – „Bei dem Namen muss er ja ein Messer haben.“ – , genannt „Mississippi“.

James Caan spielt diesen Mississippi als wohlerzogenen, höflichen jungen Mann mit lustigem Hut, hoher Messerwerfkompetenz und ganz schlecht im Schießen, weshalb er eine abgesägte Schrotflinte bei sich trägt, die für allerlei Testosteron-Lacher sorgt. Robert Mitchum, der alte Haudegen des Männerkinos (Der längste Tag – 1962; Ein Köder für die Bestie – 1962; Vor Hausfreunden wird gewarnt – 1960; Kilometerstein 375 – 1958; Duell im Atlantik – 1957; Die fünfte Kolonne – 1956; Die Nacht des Jägers – 1955; Plakatmotiv (US): El Dorado (1966)Fluss ohne Wiederkehr – 1954), gibt eine einzigartige Vorstellung als im Herzen verwundeter Trunkenbold. Und John Wayne spielt … John Wayne – wie wir es von ihm erwarten (Die vier Söhne der Katie Elder – 1965; Held der Arena – 1964; McLintock – 1963; Der längste Tag – 1962; Hatari! – 1962; Der Mann, der Liberty Valance erschoss – 1962; Das war der Wilde Westen – 1962; Die Comancheros – 1961; Land der 1000 Abenteuer – 1960; Alamo – 1960; Rio Bravo – 1959; Der letzte Befehl – 1959; Der schwarze Falke – 1956; Der See-Fuchs – 1955; Man nennt mich Hondo – 1953; Rio Grande – 1950; In letzter Sekunde – 1949; Der Teufelshauptmann – 1949; Red River – 1948; Die Freibeuterin – 1942; Ringo – 1939; Westwärts! – 1935); der Profi, der seinem Freund auch schon mal die Waffe lädt, wenn der zu schwach dafür ist, eine beinahe intime Geste.

Damit alle zusammenfinden, erzählt das Drehbuch von einem Krieg zwischen zwei Rancherfamilien, sozusagen der MacGuffin dieses Films über Männerfreundschaften und Loyalitäten, in dessen Showdown auch Pfeil und Bogen zum Einsatz kommen „Was willst Du denn damit?“ „Na, der Pfeil ist so leise, den hört keiner.“ „Mit dem Ding triffst Du doch nicht mal ein Scheunentor!“ „Ich schieß' ja auch nicht auf 'n Scheunentor.“ Das ist melancholisches Jungskino für Frau und Mann. Hawks, der auch Rio Bravo drehte und sich dabei auf einen ganz bestimmten Handlungsstrang festlegte, jedoch einen anderen ebenfalls zur Auswahl hatte, verwirklichte ebendiesen in „El Dorado“. Während zum Beispiel in Rio Bravo der junge Mann ein ausgezeichneter Schütze war, ist der junge Mann hier das Gegenteil davon. Wie auch in „Rio Lobo“, dem dritten von Hawks zum Thema Männerfreundschaft inszenierten Western, kommt auch in „El Dorado“ der Alkohol nicht zu kurz. Jedoch wird das Thema auf sehr witzige, eben auf typische Westernmanier behandelt.

"El Dorado" beginnt wie eine Tragödie. Als sich die Geschichte jedoch auf die Beziehung zwischen den beiden alten Haudegen konzentriert, wird es amüsant. Und am Schluss werden alle Ehrenregeln des Westens - analog zu John Fords ebenfalls mit John Wayne inszenierter Hymne auf die USA, The Man who shot Liberty Valance – in den Straßenstaub von El Dorado gekehrt: Thornton erledigt überfallartig den Oberbanditen, der ihm – sterbend – fassungslos vorwirft, er habe ihm ja gar keine Chance gegeben. Darauf sagt Thornton: „Nein, allerdings nicht. Sie sind zu schnell, um Ihnen eine Chance zu lassen!“ Manchmal muss man eben brutal aunfair sein, um die Welt, die Gesellschaft, die USA zu erlösen.

Wertung: 5 von 6 D-Mark
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