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Plakatmotiv: Der Scharfschütze (1950)

Ein melancholischer Western

Titel Der Scharfschütze
(The Gunfighter)
Drehbuch William Bowers & William Sellers & André De Toth & (uncredited) Roger Corman & Nunnally Johnson
Regie Henry King, USA 1950
Darsteller

Gregory Peck, Helen Westcott, Millard Mitchell, Jean Parker, Karl Malden, Skip Homeier, Anthony Ross, Verna Felton, Ellen Corby, Richard Jaeckel u.a.

Genre Western
Filmlänge 85 Minuten
Deutschlandstart
3. Juli 1953
Inhalt

Der legendäre Scharfschütze und Killer Jimmy Ringo ist in die Jahre gekommen und will seinen tödlichen Beruf aufgeben. Doch er muss sich immer neuen Duellen stellen, da ihn jüngere Schützen herausfordern, um die Legende zu besiegen.

Plakatmotiv: Der Scharfschütze (1950)Als er in Notwehr einen Jungen erschießt, flieht er nach Cayenne. Dort hofft er auf ein neues, gemeinsames Leben mit seiner Frau, die sich schon vor langer Zeit von ihm abgewendet hat. Seine Ankunft in der Stadt ist jedoch eine Sensation und lockt viele Männer an, die ihn besiegen wollen.

Doch Ringo ist entschlossen, nicht mehr zu töten – eine Entscheidung mit verhängnisvollen Folgen …

Was zu sagen wäre

Ein Film über die Zeit, als der Wilde Westen gezähmt wurde. Er ist noch nicht ganz gezähmt, ist weit entfernt von einem Rechtsstaat, aber die Gesellschaft hat schon gewisse Regeln zu befolgen gelernt: Mord und Totschlag sind nicht tolerabel, der Sheriff ist die oberste Instanz, bis der Chief Justice wieder vorbei schaut und Urteile spricht.

Übrig bleiben plötzlich die, die den Fortschritt einst am vehementesten vorangetrieben haben, die Revolverhelden, die Scharfschützen, die im Auftrag der Eisenbahn, eines Viehbarons oder eines Ölmannes Bremser erschossen. Für sie ist in der am Horizont leuchtenden Zivilgesellschaft kein Platz mehr. So einer ist Jimmy Ringo.

Der würde eigentlich nur gerne nach Hause kommen – zu seinem Mädchen, mit dem er eine Zukunft aufbauen, eine Familie gründen will. Es gibt aber kein Zuhause mehr. Die Frauen haben diese – ihre ehemaligen – Männer von damals längst aus ihrem Leben raus rationalisiert; was sollen sie schon tun? Die modernen Männer sind Männer, die sich um Haus, Hof und Kinder kümmern und im Saloon – wie versprochen – nur ein Glas trinken.

Plakatmotiv (US): The Gunfighter – Der Scharfschütze (1950)Wo immer Ringo, der berühmte Scharfschütze, heutzutage hinkommt – es ist immer schon jemand da, der sein Mütchen kühlen will, der beweisen will, dass er schneller zieht als der berüchtigte Ringo. Ringos Schicksal: Er ist immer schneller. Dabei will er das längst nicht mehr. Er hatte immer gedacht, er könne, wie all die anderen Pioniere, einst heimkehren auf ein Stück Land, Vieh züchten und sesshaft werden.

Diesen Ringo spielt Gregory Peck (Der Kommandant – 1949; Der Fall Paradin – 1947; Duell in der Sonne – 1946; Ich kämpfe um dich – 1945) als die Verkörperung des amerikanischen Traums: Erobern, befrieden und sesshaft werden. Aber er scheitert an Seinsesgleichen. Und immer lugen kleine Jungs unter der Saloontür durch, um den Großen Revorverhelden zu bestaunen, weil sie träumen so zu werden wie er.

Henry Kings Western zeigt eine Gesellschaft, in der zu viele Menschen zu wenig Ziele haben. Die Idee mit der eigenen Scholle, dem eigenen Vieh und dem Kreislauf der Warenwirtschaft ist nicht jedem gegeben, viele junge Männer hängen plötzlich durch, wo es niemanden mehr gibt, den es halb-rechtmäßig zu erschießen gilt; nicht jeder träumt von der eigenen Farm.

Kings Western ist das Portrait einer ziellosen Gesellschaft, in der – vornehmlich – junge Männer eine Existenzberechtigung suchen und sie lediglich im Recht des Stärkeren finden – Zukunft? Perspektive? Ist nicht vorhanden.

Es ist ein Western. Western erzählen immer über vergangene Zeiten. Aber gute Western erzählen immer auch über das Hier und Jetzt ihrer Entstehungszeit. Dieser Western steht sehr in den ausgehenden 40er Jahren. Der große Krieg in Übersee ist noch in naher Erinnerung, der US-amerikanische Überlegenheits-Gedanke aber schon ausgeprägt: Es braucht schießwütige Männer, um zu erobern. Es braucht die Besonnenen, um das Eroberte zu besiedeln.

Henry King hat einen melancholischen Western gedreht.

Wertung: 5 von 6 D-Mark
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