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Kinoplakat: Gremlins – Kleine Monster
Eine schöne kleine
Bösartigkeit
Titel Gremlins – Kleine Monster
(Gremlins)
Drehbuch Chris Columbus
Regie Joe Dante, USA 1984
Darsteller

Zach Galligan, Phoebe Cates, Hoyt Axton, Polly Holliday, Frances Lee McCain, Judge Reinhold, Dick Miller, Glynn Turman, Keye Luke, Scott Brady, Corey Feldman, Jonathan Banks, Edward Andrews, Harry Carey Jr., Jackie Joseph, Chuck Jones, John Louie, Don Steele, Susan Burgess, Arnie Moore, Donald Elson, Belinda Balaski u.a.

Genre Fantasy, Komödie
Filmlänge 106 Minuten
Deutschlandstart
26. Oktober 1984
Inhalt

Billy Peltzer bekommt von seinem Vater zu Weihnachgten einen niedlichen Fellknubbel geschenkt. Ein „Mogwai“, bei einem chinesischen Händler in der Stadt gefunden. Billy nennt ihn Gizmo – in Anlehnung an die vielen Erfindungen seines Vaters, die nie funktionieren und deretwegen die Familie, na ja sagen wir mal, finanziell in Schwierigkeiten steckt. Da sind sie keine Ausnahme: Halb Kingston Falls ist bei Mrs. Deagle, der bösen Geldverleiherin, verschuldet. Dennoch, es ist Weihnachten, die Zeit, in der sich die Menschen in der kleinen Stadt ale lieb haben. Und Billy freut sich sehr über Gizmo. Der Pelzknubbel mit den großen Augen kann sogar singen. Nur drei Regeln gilt es, im Alltag mit dem Mogwai penibelst einzuhalten:

  1. den Mogwai nie dem Sonnenlicht aussetzen
  2. den Mogwai nicht nass werden lassen,
  3. den Mogwai nicht nach Mitternacht fressen lassen.

Das geht nicht lange gut. Billys Kumpel Pete passt nicht auf, wirft ein Wasserglas um, Gizmo wird nass und … aus seinem Rücken platzen neue Mogwais. Aber diese neuen Mogwais sind irgendwie anders, nicht so niedlich. Andererseits sind auch sie niedliche Fellknubbel – irgendwie – und weil es ja noch weit vor Mitternacht ist, füttert Billy sie erst einmal, damit sie Ruhe geben. Großer Fehler!

Es war weit nach Mitternacht, als Billy die Mogwais fütterte – die hatten ein Stromkabe durchgebissen und Billys elektronischer Wecker war stehen geblieben. Die Mogwais verpuppen sich und werden zu äußerst aggressiven Gremlins. Billy und seiner Mutter gelingt es, die kleinen Drachen allesamt zu töten, bis auf deren Anführer Stripe.

Stripe flüchtet in ein YMCA-Gebäude. Und springt ins dortige Schwimmbad …

Was zu sagen wäre

Autsch! Joe Dante greift – mit Steven Spielbergs Unterstützung - die Vorstadt-Idylle an. Der hauseigene Teddybär wird zum Monster, weil sich drei simple Regeln im Alltag selbst einer smoothen kleinen Kleinstadt nicht einhalten lassen. Steven Spielberg, der den Film produziert hat, demontiert die Idylle, die er bei seinen eigenen Filmen nicht antasten würde – eine solche Anarchie wie in den Gremlins wäre bei E.T. – Der Außerirdische nicht denkbar. Spielberg hat eine Marke zu verteidigen, deshalb sitzt bei seinem pervertierten Kleinstadt-Traum Joe Dante auf dem Regiestuhl (Unheimliche Schattenlichter („segment 3“) – 1983; „Das Tier“ – 1981; Piranhas – 1978). Trotzdem ist er – abgesehen von dem kleinen Cameo-Auftritt auf der Spielwarenmesse – in jeder Einstellung spürbar. Das Stadtzentrum ist jenes Stadtzentrum, dass in Robert Zemeckis' Spielberg-Produktion Zurück in die Zukunft (1985) das Zentrum ist. Weil wir diese Idylle des großen Vereinfachers kennen, platzt der Schrecken in dieser – vermeindlichen – Kopie um so größer hervor.

Autor Chris Columbus musste keine Abenteuergeschichte schreiben, die Handlung ist überschaubar, gewürzt mit dem in Mode gekommenen Hauch asiatischer Mystik (Hollywood traut dem erstarkten Kontinent nicht über den Weg). Gemeinsam mit Joe Dante hat er statt Story von A nach Z einzelne Szenen entworfen, in denen die Gremlins Rabatz machen: Die Monster sind auch nicht anders als pubertierende Teenager, die über die Stränge schlagen: Sie saufen, sie rauchen, sie benehmen sich im irischen Pub daneben und krakeelen an Weihnachtsabend durch die verschneite kleine langweilige Stadt. Sie wollen doch bloß ihren Spaß haben; und sobald sie alle im Kino sitzen und Disneys „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ gucken können, sind sie auch sofort brav und staunen mit großen Augen und den Krallen im Popcorn.

Wild gewordene Teenager bekommt nur eine im Griff: die Mutter! Billys Mutter gehört die schönste Szene des Films. „Get out of my Kitchen!“ faucht sie und verteidigt sich mit Fleischmesser, Mixer und – besonders hübsch – mit Mikrowelle. Großartig. Der Igitt-Faktor ist höher, als zu Beginn erwartet und besteht aus den bunt zerfließenden (Plastik)Gremlins und zerplatzenden Körpern (Mikrowelle!). Zwischen seinen Anarcho-Gemälden lässt Joe Dante seine Haupfiguren durchs Bild laufen, vorne dran TV-Gesicht Zach Galligan, der nicht mehr tun muss als laufen und große augen machen, und die sehr niedliche Phoebe Cates („Die Superanmacher“ – 1983; Ich glaub' ich steh' im Wald – 1982), die nicht mehr tun muss, als laufen, kreischen und große Augen machen. Dazu gibt es einen fremdenfeindlichen Baggerfahrer, der den Begriff „Gremlins“ in die Geschichte einführt, einen chronisch erfolglosen, übergewichtgen Vater, eine duldende Mutterfigur (Küchenszene) und zwei tumbe Dorfsherrifs.

Und am Schluss darf der chinesische Händler noch eine Umweltbotschaft ins weihnachtliche zerstörte Wohnzimmer senden: Seht hin. Hört zu. Respektiert die Wunder der Natur. Das unter keinem Humorverdacht stehende Lexikon des internationalen Films urteilt: „Eine boshaft-hintersinnige Horror-Farce über die Ambivalenz des Wunderbaren und die Kehrseite des technischen Fortschritts und der modernen Konsumgesellschaft; ätzend-karikierend, bisweilen auch trivial und krass in den Ausdrucksmitteln, aber insgesamt in ihrer Gesellschaftskritik treffend.“ Klingt, als sei das ein Film nur für Akademiker. Ist aber einfach ein großer Spaß! 

Wertung: 8 von 9 D-Mark
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