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Plakatmotiv: Mein großer Freund Shane (1953)

Ein schweigsamer Held
als große Erlöserfigur

Titel Mein großer Freund Shane
(Shane)
Drehbuch A.B. Guthrie Jr. & Jack Sher
nach dem gleichnamigen Roman von Jack Schaefer
Regie George Stevens, USA 1953
Darsteller

Alan Ladd, Jean Arthur, Van Heflin, Brandon De Wilde, Jack Palance, Ben Johnson, Edgar Buchanan, Emile Meyer, Elisha Cook Jr., Douglas Spencer, John Dierkes, Ellen Corby, Paul McVey, John Miller, Edith Evanson u.a.

Genre Western
Filmlänge 118 Minuten
Deutschlandstart
23. Oktober 1953
Inhalt

Eines Tages trifft ein geheimnisvoller Fremder auf der kleinen Farm von Joe Starrett ein. Alles deutet darauf hin, dass es sich bei diesem Mann, der sich Shane nennt, um einen Revolverhelden handelt, der sich auf der stetigen Flucht vor Verfolgern befindet, die sich mit ihm messen wollen. Starrett fragt Shane jedoch nie nach seiner Herkunft und bietet ihm an, auf seiner Farm zu bleiben und für ihn zu arbeiten. Shane nimmt an. Starretts Sohn, der achtjährige Joey, bewundert den Fremden für seine Stärke und seinen gekonnten Umgang mit der Waffe. Shane wiederum fühlt sich zu Starretts Frau Marian hingezogen, die anscheinend das gleiche für ihn empfindet.

Plakatmotiv: Mein großer Freund Shane (1953)Starrett befindet sich zusammen mit seinen Nachbarn in einer erbitterten Fehde mit dem Großgrundbesitzer Rufus Ryker, der das ganze Gebiet der Gegend für sich beansprucht und alle kleinen Farmer vertreiben will. In diesem Konflikt stellt sich Shane auf die Seite der Farmer, versucht aber, Auseinandersetzungen zu vermeiden. Die Situation eskaliert entscheidend, als Ryker den Scharfschützen Jack Slick Wilson aus Cheyenne engagiert. Starrett wird herausgefordert und will Wilson zu einem Schusswechsel gegenübertreten. Ein ehemaliger Angestellter von Ryker warnt Shane, dass Starrett in eine Falle gelockt werden soll. Shane muss Starrett nach einem längeren Zweikampf niederschlagen, um ihn vor einer Konfrontation mit Ryker und Wilson zu schützen, in der er keine Chance hätte.

Er verabschiedet sich von Starretts Frau, die seine Beweggründe versteht, und reitet in die Stadt. Joey läuft ihm hinterher, ohne dass er es merkt. Im Showdown im Saloon kann Shane Wilson und Ryker erschießen, wird jedoch, als er den Saloon verlassen will, von Rykers Bruder aus dem Hinterhalt beschossen und verletzt. Shane kann der tödlichen Kugel nur entgehen, weil er von Joey gewarnt wird, und tötet Rykers Bruder ebenfalls. Shane kehrt nicht mehr auf Starretts Farm zurück. Er verabschiedet sich von Joey, verlässt das Tal und reitet verwundet in die Ferne …

Was zu sagen wäre

Hier wird eine Legende erzählt, die sich jederzeit als solche zu erkennen gibt. Schon während der Titelvorspann noch läuft, rettet Shane – hell gekleidet, auf einem weißen Pferd – einen unaufmerksam saufenden Hirsch vor der übereifrigen Kugel des Jungen Joey; einfach, indem er über das offene Land herangeritten kommt. Im nächsten Atemzug verscheucht er die bösen Rykers, im übernächsten hilft er Farmer Starrett, einen Baumstumpf auszureißen („Seit zwei Jahren plage ich mich mit dem Ding herum.“) und schließlich überzeugt er Joey und – vor allem – Mutter Marian. Der gute Mensch aus der Wildnis ist so eine Art Jesus Christus des frühen Wilden Westens. „Was hast Du davon?“, fragt ihn Schurke Ryker, als Shane sich schützend vor die kleinen Farmer stellt. „Nichts“, antwortet Shane wie aus der Pistole geschossen und zu Joey gewandt, der ihn von weiterer Prügelei abhalten will: „Du willst doch nicht, dass ich feige bin.

Plakatmotiv (US): Mein großer Freund Shane (1953)Der Film ist in blaues und grünes Licht getaucht, ganz anders, als das Braun-Gelb anderer Western, die sonst die Leinwand beherrschen. Die Kulisse ist ein grünes Tal, umringt von blauen Bergen. Die Geschichte ist die der Frontier Men, der Farmer, die sich in Prairie ihre Häuser bauten, eine Siedlung gründeten und auf Frieden und Wohlstand hofften, auf den das nahe Gebäude des GRAFTON'S General Merkantile Co. Sundries & Saloon hoffen lässt. Aber auch das steht allein in der Wildnis, ohne Infrastruktur, ohne Bahnanschluss, ob der jemals kommt, ist im Film nicht mal Thema. Menschen in der Weite des Nichts ohne Schutz vor Dieben und Mördern, ausgestattet nur mit Hoffnung und dem bisschen Land, das sie besitzen. Ohne Eisenbahn wäre das GRAFTON'S zum Sterben verurteilt – nur weil die großen Eisenbahner woanders die größeren Sicherheiten/mehr Geld/die besseren Schützen bekamen. Umgekehrt sind Läden wie das GRAFTON'S ein Magnet für Pistoleros und Scharfschützen und also Kulminationspunkt für Landschaftsentwickler (wie die Eisenbahner es waren).

Wenn wir jetzt durchhalten“, sagt Joe Starrett den fliehenden Kleingrundbesitzern, „dann werden wir eines Tages ein Dorf bauen mit einer Schule und einer Kirche!“ „Und vielen Grabsteinen“, fällt ihm einer ins Wort. Das umreißt das Drama der How-the-West-was-won-Legende in drei Worten. „Versteht Ihr nicht, warum Ihr hierbleiben sollt? Für das, was Euch mehr bedeutet als alles andere: Für Eure Familien. Für Eure Frauen und Kinder. Für Deine Töchter, Lewis. Und für Deine Söhne, Shipstead. Damit sie einmal glücklicher werden als wir. Auf Euch kommt es an“, sagt Shane mit – während die Vögel fröhlich zwitschern – hinter dem Rücken verschränkten Händen, ganz locker und ohne Colt an der Hüfte, souverän wie ein unverwundbarer Jesus. „Ob Ihr genügend Mut habt, nicht aufzugeben.“ „Shane hat Recht“, ergänzt Joe Starrett. „Wir dürfen nicht aufgeben und wir können es auch nicht tun. Wir sind viel zu sehr mit diesem Land verwachsen, um noch einmal irgendwoanders von vorne anzufangen. (…) Ryker darf uns unser Recht auf dieses Land nicht streitig machen!“ „Er ist stärker. Und das zählt!“, sagt Lewis. Diese kurze Passage umreißt das ganze große Dilemma jener Zeit – Er ist stärker!

Plakatmotiv: Mein großer Freund Shane (1953)Du bist zu alt geworden, Ryker“, sagt Shane dann zum Auftakt des Showdown. „Du passt nicht mehr in unsere Zeit.“ „Leute wie Du auch nicht.“ „Das weiß ich selbst.“ „Dann können wir ja beide unsere Pistolen wegwerfen und Kartoffeln pflanzen. So meist Du's doch?“ George Stevens (Ein Platz an der Sonne – 1951; Die Frau, von der man spricht – 1942) macht seinen biographielosen Helden zum Inbegriff der aufblühenden USA, in der Farmer die Pistoleros, die noch zum Indianer-vertreiben nützlich waren, ablösen und das Land friedlich urbar machen. Das ist ein wenig zynisch und kennt man die Geschichte der Waffengewalt in den Staaten, auch ein bisschen heuchlerisch. Ein auf die Erde herabgestiegene Engel als Inkarnation der Legende namens Westens, diesem uramerikanische Märchen.

Nach 90 Minuten fällt der erste Schuss in diesem Western. "Mein großer Freund Shane" war einer der ersten Filme, der das Geräusch einer abgefeuerten Waffe möglichst realistisch darzustellen versuchte. Darüber hinaus wurden die Schauspieler an Drähten befestigt und nach hinten gezogen, sobald sie von einer Kugel getroffen sein sollten.

Die wunderbare Jean Arthur spielt die klassische frontier woman – patent, resolut, den Haushalt und den Jungen führend, den Gatten lenkend – aber da gibt ihr der Film insgesamt zu wenig zu tun, sie bleibt unter ihren Fähigkeiten, die sie in Eine auswärtige Affäre (1948) und in Mr. Smith geht nach Washington (1939) so beeindruckend vorgeführt  hat.

Wertung: 5 von 6 D-Mark
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