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Plakatmotiv: Für immer Liebe (2012)

Irgendwie ahnt man immer schon,
welche Szene als nächste kommt

Titel Für immer Liebe
(The Vow)
Drehbuch Jason Katims & Abby Kohn & Stuart Sender & Marc Silverstein
Regie Michael Sucsy, USA, Frankreich, Australien, UK, Deutschland 2012
Darsteller

Rachel McAdams, Channing Tatum, Jessica Lange, Sam Neill, Jessica McNamee, Wendy Crewson, Tatiana Maslany, Lucas Bryant, Scott Speedman, Joey Klein, Joe Cobden, Jeananne Goossen, Dillon Casey, Shannon Barnett, Lindsay Ames u.a.

Genre Drama, Romanze
Filmlänge 104 Minuten
Deutschlandstart
9. Februar 2012
Inhalt

Paige und Leo sind frisch verheiratet und schwer verliebt. Dann kracht's. Bei Nacht und Schnee fährt ihnen von hinten ein Lkw drauf, Paige wird durch die Windschutzscheibe geschleudert. Koma. Als sie wieder aufwacht, erkennt sie Leo nicht. Weiß nicht, dass sie verheiratet sind, verliebt sind … waren? Die letzten fünf Jahre sind ausgelöscht.

Statt dessen stehen plötzlich Mom und Dad wieder hoch im Kurs. Schwer reich mit Villa draußen vor der Stadt. Dieselben Mom und Dad, die Paige so lange und geheimnisvoll aus ihrem Leben ausgeschlossen hatte, mit denen sie nichts mehr zu tun haben wollte. Aber das weiß sie alles nicht mehr und zieht zu ihnen in die Villa. Weg von dem zwar irgendwie charmanten, netten, aber eben auch fremden Mann, den sie angeblich geheiratet hat.

Leo bleibt nichts anderes übrig: Wenn er seine Liebe wiederhaben will, muss er das Herz seiner Frau eben noch einmal erobern. Diesmal allerdings gegen massive Widerstände ihrer Eltern. Und ihres Ex-Verlobten, der sich plötzlich wieder im Spiel glaubt …

Was zu sagen wäre

Ein Film „nach einer wahren Begebenheit”; eine Tränenzieher-Romanze, in der Rachel McAdams die Hauptrolle spielt, ist verdächtig. Das Drehbuch wird Schwächen haben, wenn diese süße, kugeläugige, kleine, immer etwas hibbelige Rachel McAdams im Zentrum der Liebesgeschte steht. RMA lenkt verlässlich von solchen Schwächen ab. Besser als in einer Romanze ist sie in Rollen aufgehoben, wo das Herz nicht die Hauptrolle spielt – wie in Guy Ritchies erstem Sherlock Holmes (2009), oder als Producerin der Morningshow eines TV-Networks in Morning Glory (2010). Oder als verwöhnte Tochter reicher Eltern in Woody Allens Midnight in Paris (2011). Neben ihr steht Channing Tatum als Leo. Der Charming Boy der Saison (Haywire – Trau' keinem – 2011; "Der Adler der neunten Legion" – 2011; Das Leuchten der Stille – 2010) wirkt solide und bodenständig. Das kann Tatum gut – ein besonderer Schauspieler ist dahinter nicht zu erkennen.

In den Kinotrailern wurde der Film als knuddlige Romantic Comedy angepriesen, zu sehen bekomme ich allerdings ein romantisches Drama; unterlegt mit weisen Erkenntnissen, die uns Leo aus dem Off in unregelmäßigen Abständen mitteilt. Da erzählt er dann von der Wichtigkeit und der Unbeirrbarkeit von Schlüsselmomenten im Leben („moments of impact”), die irgendwie eine übergeordnete Tragweite signalisieren sollen – das aber im Film dann nicht tun.

Es fängt vielversprechend an: Das eingängige, oft erfolgreiche Boy-meets-Girl-Konzept abgewandelt in They-already-have-each-other-and-lose-each-other-and-have-to-find-each-other-again … und da wird dann aus der reizenden Paige erst mal wieder die Jura-Zicke mit den Ätz-Eltern. Rachel McAdams ist entzückend … ihr Lachen, ihr erstaunter Blick … ist sie eine gute Schauspielerin? Möglich. Hier nicht so wichtig. Dieses Strahle-Gesicht reicht … aber ist dann eben auch Symbol dafür, was nicht stimmt an diesem Film. Er ist voller schöner Momente, hübscher kleiner Geschichten; die zusammen kein Ganzes ergeben. Über eine gute TV-Seriendramaturgie geht das nicht hinaus. Ich sitze dann da im Kinostuhl und weiß schon: Jetzt kommt bestimmt gleich eine Szene, wo der reiche Ätz-Vater – Sam Neill (Jurassic Park – 1993) gibt ihm weltläufige Engstirnigkeit – dem ungeliebten Schwiegersohn Geld bietet, dass der in die Scheidung einwilligt. Und schon kommt die Szene, in der der reiche Ätz-Vater dem ungeliebten Schwiegersohn Geld bietet, dass der in die Scheidung einwilligt. Es fehlt das Big Event, the Moment, the thing to be.

Grandios ist der Schauplatz: Chicago! Schon in den 1990er Jahren haben das Autoren für die Kamera entdeckt. Schon Stephen Frears hatte Nick Hornbys High Fidelity von London in diese US-Metropole verlegt. Christopher Nolan hat für seine Batman-Trilogie Gotham City – ursprünglich die düstere Comicmetapher für New York – in Chicago nachgebaut. Imposant wie New York, aber nicht so leergesehen. Fast europäisch.

Das Ende versöhnt dann schon wieder: Heute, in einer Zeit, in der Cliquen dysfunktionale Familien ersetzen, ist es schon ein Happy End, wenn zwei ein Date haben miteinander. Am Ende erfährt man noch, dass das Liebespaar, welches die Vorlage für den Film gab, auch die Erinnerung nie wiederfand. Aber mehrere Kinder in die Welt gesetzt hat. Na denn …

Wertung: 3 von 7 €uro
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