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Plakatmotiv: French Kiss (1995)

Unheilbar romantisch.
Und guter Wein.

Titel French Kiss
(French Kiss)
Drehbuch Adam Brooks
Regie Lawrence Kasdan, UK, USA 1995
Darsteller

Meg Ryan, Kevin Kline, Timothy Hutton, Jean Reno, François Cluzet, Suzan Anbeh, Renée Humphrey, Michael Riley, Laurent Spielvogel, Victor Garrivier, Elisabeth Commelin, Julie Leibowitch, Miquel Brown, Louise Deschamps, Olivier Curdy u.a.

Genre Komödie, Romanze
Filmlänge 111 Minuten
Deutschlandstart
14. September 1995
Inhalt

Als die phobiengeplagte Kate telefonisch erfährt, dass ihr Verlobter Charlie in Paris fremdgeht, überwindet sie ihre Angst vorm Fliegen; und lernt im Flugzeug das Schlitzohr Luc kennen. Er versteckt in Kates Gepäck unbemerkt eine Weinrebe, in deren Umhüllung er eine gestohlene Halskette verborgen hat, damit Kate diese für ihn durch die französischen Grenzkontrollen schmuggelt.

Daher weicht Luc Kate vorerst nicht mehr von der Seite und gibt vor, ihr helfen zu wollen, Charlie zurückzuerobern. Hinter Luc ist auch der Polizist Jean-Paul her, dem Luc einmal das Leben gerettet hat und der ihn nun als Gegenleistung vor dem Gefängnis bewahren, aber zugleich die Kette sicherstellen will. Nach einigen erfolglosen Versuchen von Luc, Kate die Kette wieder abzunehmen, kommen die beiden einander näher.

Nun soll Kate die Kette veräußern, angeblich ein Erbstück von Lucs Großmutter. Sie hat allerdings von Jean-Paul erfahren, dass die Kette gestohlen war und Luc nicht verhaftet würde, wenn er die Kette zurückgibt …

Was zu sagen wäre

Ein Film wie sein Plakat: Sonnig, Romantisch, witzige Dialoge in Screwball-Tradition. Wobei auf dem Plakat – von wegen ein Film wie sein Plakat – der Eiffelturm zu sehen ist, der im Film die Rolle des Unsichtbaren spielt. Der Film ist eine Party der Klischees. Kevin Kline gibt den Franzosen von der Stange – unrasiert, dauernd rauchend, ein bisschen Macho und charmant. Während Kate das Klischee der US-Touristin spielt, die den Eiffelturm vor lauter Reisestress nicht sieht. Während sie sich durch Paris ärgert auf der Suche nach ihrem Ex-Verlobten Charlie und dessen neuer Freundin, einer langhaarigen, langbeinigen Französin mit tiefem Ausschnitt und kurzem Kleid, fährt sie mehrfach an Paris' Wahrzeichen vorbei, guckt aber immer gerade in die andere Richtung. Als sie ihn endlich sieht, sitzt sie schon im Zug nach Nizza.

Meg Ryan ("I.Q. – Liebe ist relativ" – 1994; Schlaflos in Seattle – 1993; The Doors – 1991; Joe gegen den Vulkan – 1990; Harry und Sally – 1989; Presidio – 1988; D.O.A. – Bei Ankunft Mord – 1988; Die Reise ins Ich – 1987; Top Gun – 1986) schüttelt ihre Sally-Rolle aus und ist dabei herzerfrischend unsortiert in ihrer spießigen Sortiertheit mit dem Traum vom Haus, den beiden Kindern davor und dem kleinen Gemüsegarten. Ein ganz kleines bisschen kann man diesen Charlie verstehen, dass ihm das zu schnell zu viel zu eng ist und er lieber mit dem langbeinigen Feuerwesen durchbrennt. Aber nur ein bisschen. Denn natürlich ist die süße Amerikanerin mit dem Hang zum südfranzösischen Weinberg ein Traum. An dem kann auch der Trickbetrüger Luc nicht mehr vorbei, der mit den Frauen abgeschlossen hat, seit er an Erektionsstörungen leidet – ja, auch das gehört hier zum Klischee: Der virile französischen Macho steckt in einer sexuellen Krise.

Die Geschichte, die im Drehbuch steht, spielt keine Rolle. Irgendwo hat Luc in Kanada eine diamantene Halskette geklaut, von der sein Freund, der französische Polizist schon weiß (ohne, dass der Zuschauer erfährt, woher er das weiß), und dazu noch eine Weinrebe, aus der er in Südfrankreich einen Weinberg machen will. Klar: Einerseits ein Dieb, also Bösewicht, andererseits ein leidenschaftlicher Wein- und Naturfreund – und natürlich ausgestattet mit dem unwiderstehlichen Charme von Kevin Kline (Dave – 1993; "Chaplin" – 1992; Grand Canyon – 1991; Ein Fisch namens Wanda – 1988; Silverado – 1985; Der große Frust – 1983; "Sophies Entscheidung" – 1982). Naja, und Kate muss verstehen lernen, was für sie im Leben zählt. Das tut sie dann sehr souverän zwischen Luxushotel und Weinberg. Die Geschichte im Drehbuch muss nur die Eckpunkte setzen, an denen sich Luc und Kate sukzessive näher kommen können, und mundgerechte Dialoge liefern. Meg Ryan und Kevin Kline erledigen den Rest. Und natürlich fehlt auch das große französische Essen mit der ganzen Familie und vielen Gläsern Rotwein unter der Sonne Südfrankreichs nicht.

Ein bisschen wirkt der fluffige Film so, als habe Lawrence Kasdan sich mal eine Auszeit vom stressigen Filmemachen nehmen wollen (Wyatt Earp – Das Leben einer Legende – 1994; Grand Canyon – Im Herzen der Stadt – 1991; "Ich liebe Dich zu Tode" – 1990; Der große Frust – 1983; Eine heißkalte Frau – 1981), und dann doch wieder zur Kamera gegriffen, weil die Landschaft so schön ist und Meg und Kevin gerade des Wegs kamen.

Der Filmtitel "French Kiss" übrigens beschreibt nicht einfach einen Kuss des Franzosen Luc. Im Amerikanischen ist "French Kiss" der Ausdruck für einen Zungenkuss – also das, was das vergleichsweise prüde Amerika unter zügelloser Leidenschaft versteht.

Wertung: 7 von 10 D-Mark
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