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Plakatmotiv: Der Widerspenstigen Zähmung (1967)

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Titel Der Widerspenstigen Zähmung
(The Taming of the Shrew)
Drehbuch Suso Cecchi D'Amico + Franco Zeffirelli + Paul Dehn
nach dem gleichnamigen Bühnenstück von William Shakespeare
Regie Franco Zeffirelli, Italien, USA 1967
Darsteller

Elizabeth Taylor, Richard Burton, Cyril Cusack, Michael Hordern, Alfred Lynch, Alan Webb, Giancarlo Cobelli, Vernon Dobtcheff, Ken Parry, Anthony Gardner, Natasha Pyne, Michael York, Victor Spinetti, Roy Holder, Mark Dignam u.a.

Genre Komödie, Romanze
Filmlänge 122 Minuten
Deutschlandstart
1. September 1967
Inhalt

Petruchio, verarmter Edelmann aus Verona, sucht eine reiche Frau. Er findet Katharina, eine Wildkatze, imstande, einem Mann das Leben zur Hölle zu machen.

Plakatmotiv: Der Widerspenstigen Zähmung (1967)Die Brautwerbung ist ein einziger Machtkampf, Witz und Schlagfertigkeit seine Waffen.

Als die Frischvermählten nach Padua zurückkehren, hat Petruchio seine Wette zu gewinnen, nach der seine Katharina die Fügsamste aller Frauen sei …

Was zu sagen wäre

Shakespeares gewalt'ge Wahl der Worte und Franco Zeffirellis südeuropäisch temperierte Regie machen aus dieser lautstarken Liebesgeschichte ein heißblütiges Kinostück. Großartig.

Richard Burton macht sich die Rolle des lebensfrohen Kerls Petruchio zu eigen (Wer hat Angst vor Virginia Woolf? – 1966; Der Spion, der aus der Kälte kam – 1965; Die Nacht des Leguan – 1964; Cleopatra – 1963; Der längste Tag – 1962; Das Gewand – 1953). Trotz der alten Shakespeareverse ist kaum auszumachen, wo Burton aufhört und die Rolle beginnt. Ihm gegenüber steht Elizabeth Taylor, die dem wilden Petruchio ordentlich Paroli bietet (Wer hat Angst vor Virginia Woolf? – 1966; Cleopatra – 1963; Telefon Butterfield 8 – 1960; Plötzlich im letzten Sommer – 1959; Die Katze auf dem heißen Blechdach – 1958; Giganten – 1956; Ivanhoe – Der schwarze Ritter – 1952; Quo Vadis – 1951; Ein Platz an der Sonne – 1951; "Ein Geschenk des Himmels" – 1951; Vater der Braut – 1950).

Man möchte meinen, die beiden Schauspieler, die seit drei Jahren außerhalb der Leinwand verheiratet sind, toben hier alle Leidenschaft aus, die sie auch durch ihr schlagzeilenträchtiges Privatleben leiten. Als Petruchio seiner Angetrauten sagt, es sei früher Morgen und diese widerspricht, instistiert er so lange, bis sie ihm mitten in der Nacht bestätigt, es sei früher Morgen, „denn Deine Meinung wechselt, wie der Mond. Was Du willst, das ist, Gebieter, das ist es. Und soll es somit immer sein.“ Sinn der verbalen Charade: Letztlich bekommt sie, was sie will. Von ihm. So setzt sich bei Shakespeare die weibliche Raffinesse durch.

Plakatmotiv (UK): The Taming of the Shrew (1967)Besonders viel Leidenschaft seitens der Crew floss in die Ausstattung des Films. Danilo Donati durfte prachtvolle Gewänder schneidern in allen farben des regenbogens. Die Szenenbildner um Lorenzo Mongiardino behängen Wände mit gold schimmernden Teppichen, in Petruchios Landsitz rieselt Staub aus allen Ritzen des verarmten Adelssitz, über Schlafstätten spannen sich gigantische Himmel. Dramaturgisch folgt Zeffirelli, der sich als Bühnenregisseur einen Namen gemacht hat, eng der Shakespear'schen Vorlage, lässt lediglich die Rahmenhandlung mit dem betrunkenen Kesselflicker Sly weg, vetraut aber sonst auf das Timing der Verse und seiner Hauptdarsteller.

Die Zähmung der kratzbürstigen Katharina durch Petruchio beruht auf einem seit dem Mittelalter populären Motiv, das nicht nur in ganz England, sondern ebenso in Nordeuropa zum männlichen Ergötzen in stets neuen Variationen immer wieder aufgegriffen und durchgespielt wurde. So gab es in England massenhaft Balladen wie etwa „A Merry Jest of a Shrewed and Cursed Wife“ (um 1550), Geschichten und Witze über die shrew, eine zänkische und widerborstige Frau oder einen „Weibsteufel“.

In der vorshakespeareschen Überlieferung wird der Typus der shrew jedoch anders als in Shakespeares Komödie stets durch eine zänkische Ehefrau und nicht durch ein unverheiratetes Mädchen verkörpert. Im Gegensatz zu Shakespeares Stück versucht der Ehemann in diesen überlieferten Darstellungen, sich seinerseits äußerst brutal mit Prügeln und Handgreiflichkeit durchzusetzen.

Die Nebenhandlung um Bianca und ihre drei Freier steht dagegen in einer eher literarischen Tradition und fußt zum Teil auf der Komödie „The Supposes“ (1566) von George Gascoigne, deren Plot von Shakespeare allerdings erheblich umgewandelt wurde.

Wertung: 7 von 8 D-Mark
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