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Kinoplakat: Four Lions
Sehr schwarz, sehr
ruhig, sehr witzig
Titel Four Lions
(Four Lions)
Drehbuch Christopher Morris + Jesse Armstrong + Sam Bain
Regie Christopher Morris, UK, Frankreich 2010
Darsteller Kayvan Novak, Nigel Lindsay, Riz Ahmed, Adeel Akhtar, Preeya Kalidas, Mohammad Aqil, Craig Parkinson, Karl Seth, William El Gard, Alex MacQueen, Shameem Ahmad, Arsher Al, Julia Davis, Wasim Zakir, Jonathan Maitland u.a.
Genre Komödie
Filmlänge 97 Minuten
Deutschlandstart
21. April 2011
Inhalt

Omar, Waj, Faisal und Barry – vier muslimische Freunde, wobei Letzterer, Barry ein – wie der Name schon vermuten lässt, konvertierter Engländer ist. Sie leben in Sheffield und planen auf eigene Faust einen Schlag im Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen. Zu diesem Zweck besuchen Omar und Waj ein Terrorcamp in Pakistan, in dem sie zunächst unangenehm auffallen, weil sie weiter nach Osten beten wollen, obwohl Mekka aus ihrer aktuellen Warte, Pakistan, eher im Westen liegt. Außerdem können sie mit einer Panzerfaust nicht umgehen, was, wie sich später zeigen wird, dramatische Folgen für „die Bewegung” haben soll.

Während also Omar und Waj sich in der Kunst des effektvollen Terrorismus' unterweisen lassen, stößt daheim in England Hassan zu ihrer Zelle. Gemeinsam planen sie … was eigentlich? Barry will unbedingt eine Moschee in die Luft jagen, um den Widerstandsgeist der Unentschiedenen zu ihren Gunsten zu wenden und mit diesen Gewendeten dann den gemeinsamen Aufstand anzuzetteln. Aber Barry hat leicht reden – als Konvertit. Die anderen üben derweil: Sprengsätze an fliegenden Krähen. Das funktioniert, ist aber eher für das Federvieh schädlich. Sie üben das korrekte Tragen von Einkaufstüten, um die darin befindlichen Sprengsätze nicht zur Explosion zu bringen, bevor sie ihren Zielort erreicht haben.

Und schließlich beschließen sie, da sind dann auch Omar und Waj wieder dabei, einen Selbstmord-Anschlag auf den London Marathon …

Was zu sagen wäre

Terrorismus ist keine einfache Sache. Vor allem nicht der vom Glauben gelenkte Terrorsimus. „Kaufst Du Jaffa Orangen?” fragt zum Beispiel einer der Brüder den anderen, um dessen Glaubensfestigkeit zu prüfen. „Wenn Du Jaffa-Orangen kaufst, unterstützt Du die israelische Atompolitik und die Besatzer”.

Pumbaa & Timon, die Selbstmordattentäter

Immerhin, das Drohen mit furchtbaren Strafen geht immer noch ganz gut von der Hand: „Ich poliere Dir Deine Eier mit Stacheldraht!”, „Ich bohre Dir mit der Bohrmaschine ein Loch in die Kniescheibe!” Hauptsache, man bringt abends den kleinen Sohn ordentlich zu Bett und liest ihm noch eine Geschichte vor – in diesem Fall „König der Löwen”. Ja, ist vom kapitalistischen Disney-Konzern. Aber Papa erzählt ja die Geschichte der Selbstmordattentäter Pumbaa und Timon.

Diese britische Komödie legt mal wieder offen, wie unterschiedlich britische und US-amerikanische Komödien funktionieren. Setzt Hollywood eher auf die durchkalkulierte Punchline, erzählt die UK-Comedy trocken, sarkastisch vom  Durchschnittsmenschen, der sich genauso deppert anstellt, wie alle anderen auch. Und die Frage muss ja auch erlaubt sein, wie die Terroristen das immer machen mit dem Suizid. Das ist ja nicht einfach. Das muss man ja wollen, vor allem der Terrorist selber. Aber es sind ja auch nur Menschen wie Du und ich. Mit denselben alltäglichen Gelüsten, Geltungsdrang und … bescheuerten Ideen.

Der Strenggläubige verheddert sich mit der Wasserpistole

Da kommt es dann zu Szenen wie der, in der Omar sich mit seinem strenggläubigen Muslimbruder anlegt, weil der das Wohnzimmer nicht betritt, solange Omars Frau darin ist. Da kann die noch so beteuern, dass sie ja schon im Esszimmer stünde und fragen, was das eigentlich für eine alberne Haltung sei. Omars Frau greift schließlich entnervt zur Wasserpistole und beschießt den Strenggläubigen, der sich in seinen Glaubensverboten genauso verheddert, wie Omar und seine Frau sich in ihrer Freiheit, bzw. Ihren Freiheitsidealen westlicher Prägung. Diese Szene ist in ihrer Einfachheit und Klarheit unglaublich witzig. Eben: Kein Brüller. Sondern: charming funny.

„Mach mir meinen Dschihad nicht kaputt!”, „Deinen Dschihad. Wie meinst Du das, Dein Dschihad? Unser Dschihad!” „Das ist doch völlig egal.”

„Ist ein Wookie ein Grizzly?”, „Was ist ein Wookie?”

„Bruder Feisal ist auch ein Märtyrer. Aber er märtyrert nur mit einem Schaf.” Im Abspann heißt es folgerichtig: „Ein Schaf wurde während der Dreharbeiten weggesprengt.”

Ein lustiger Film. Natürlich. Mit nettem Personal. Indeed. Aber natürlich haben wir es mit dem Schreckgespenst des frühen 21. Jahrhundert zu tun: islamischem Fundamentalismus mit Todessehnsucht. Der Zuschauer erwartet also Terror auf der Leinwand. Er wird nicht enttäuscht werden. Es wird gleich mehrfach gemärtyrert. Mehrfach wird Sprengstoff gezündet.

Wertung: 5 von 7 €uro
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