IMDB

Plakatmotiv: Flucht aus L.A. (1996)

Au Weia …

Titel Flucht aus L.A.
(Escape from L.A.)
Drehbuch John Carpenter & Debra Hill & Kurt Russell
mit Charakteren, erfunden von John Carpenter & Nick Castle
Regie John Carpenter, USA 1996
Darsteller

Kurt Russell, Steve Buscemi, Peter Fonda, Cliff Robertson, Valeria Golino, Stacy Keach, Pam Grier, Bruce Campbell, Georges Corraface, Michelle Forbes, A.J. Langer, Ina Romeo, Peter Jason, Jordan Baker, Caroleen Feeney u.a.

Genre Action
Filmlänge 101 Minuten
Deutschlandstart
31. Oktober 1996
Website theofficialjohncarpenter.com/feature-films/
Inhalt

In den futuristischen 2000ern ist ganz L.A. zu einem Gefängnis geworden. Snake Plissken soll dort Utopia, die Tochter des despotischen Präsidenten, die mit Terroristen sympathisiert, rausholen. Snake hat aber nur zehn Stunden Zeit, denn der Präsident hat ihm ein tödliches Virus injizieren lassen, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen.

Mithilfe eines kleinen U-Boots verschafft sich Snake Zugang zur gigantischen Gefängnis-Insel und fängt an, sich mit Gewalt und List zum terroristischen Anführer Cuervo Jones vorzuarbeiten. Jones ist der Liebhaber von Utopia und plant, die amerikanische Regierung mit dem EMP-Satelliten anzugreifen und zu übernehmen. Snake muss sich beeilen, denn seine Zeit läuft ab …

Was zu sagen wäre

Im Jahr 1981 entstand ein moderner Klassiker des Kinos. John Carpenter schuf eine Dystopie, in der die Insel Manhattan zu Internierungslager für Schwerkriminelle umgebaut worden ist. Der Film hieß "Escape from New York" – deutsch: Die Klapperschlange – und ließ die New Yorker irritiert, ja erbost zurück. Dass das Hollywood-Kino ihre Stadt in so ein schlechtes Licht stellt, hat ihnen gar nicht gefallen. Der Film ging in den gesellschaftlichen Kanon ein, in der Folgezeit waren Augenklappen der letzte Schick und Kurt Russell startete eine ergiebige Karriere.

15 Jahre später wiederholt John Carpenter die Geschichte. dieses Mal in Los Angeles an der Westküste – dahin, wo auch das Filmstudio steht, das für "Escape from New York" verantwortlich zeichnet. Im Film selbst steht das Filmstudio freilich nicht mehr: „Das hier ist L.A. und Du bist kurz davor zu erfahren, dass diese verfluchte Scheiß-Stadt in der Lage ist, jeden umzubringen!“ Los Angeles wurde im Jahr 2000 von einem Erdbeben zerstört und vom amerikanischen Festland abgerissen. Es ist jetzt eine Insel.

13 Jahre später ist es das neue große Internierungslager für Strafgefangene in einem Amerika, das sich im Krieg befindet mit seinen Nachbarn und mit sich selbst. Der Präsident hat sich gerade auf Lebenszeit vereidigen lassen und die neuen, moralisch sauberen USA ausgerufen – Zigaretten, Alkohol, ungesundes Essen, Prostitution sind verboten. Tatsächlich erlauben die Zustände auf der Gefängnisinsel in diesem zukünftigen Amerika mehr individuelles Leben und Freiheit als im so sauberen und geordneten Teil des Landes.

Die Tochter des Präsidenten, Utopia, ist mit einem Koffer, in dem sich der Prototyp einer EMP-Fernbedienung befindet, in das L.A.-Internierungslager geflüchtet und hat ihn dort ihrer Internetbekanntschaft, dem peruanischen Top-Terroristen des Leuchtenden Pfads, Cuervo Jones, gleichzeitig auch Anführer der Mescalito Justice, der größten und übelsten Gang in L.A., gebracht.

Wir schreiben das Jahr 2013, 19.00 Uhr: Der ehemalige Star-Soldat Snake Plissken verhaftet und nach Los Angeles abgeurteilt. Der Präsident ordnet die Rettung des Koffers an, verabreicht Plissken einen tödlichen Virus und nun hat der knapp zehn Stunden, bevor er Tod umfällt – same procedure as last time. Plakatmotiv: Flucht aus L.A. (1996) Fortsetzungen sind wirtschaftlich gesehen nur dann sinnvoll, wenn mit den Hauptfiguren auf deren eigenem Terrain weiter gespielt wird. Wäre John McClane im zweiten Die Hard plötzlich ein mümmelnder Familienvater, der unterm Weihnachtsbaum Stress mit seiner Ehefrau bekommt, wäre das keine Fortsetzung, die sich rechnet, McClane muss schon weiter schwer bewaffnete räuberische Erpresser an die Wand nageln. Der Witz liegt darin, wie er das dann auf neue Art und Weise tut. So kann auch Sank Plissken in einer Fortsetzung nicht einfach auf eine Reise gehen und im Rahmen eines Roadmovies sich selbst neu entdecken und nebenbei ein paar Highway-Killer beseitigen. Großstadtgefängnis, Präsident, Gang-Gewalt, diese Bausteine müssen schon irgendwie auftreten. Musste Plissken sich 1997 dauernd sagen lassen „Ich habe schon von Dir gehört. Aber ich hörte, Du wärst tot.“, bekommt er heute dauernd zu hören „Ich habe Dich mir größer vorgestellt.“ Und auch diesmal wieder möchte Plissken, dass man ihn Snake ruft, um dem Oberarschloch am Ende entgegen zu fauchen „Mein Name ist Plissken!“ Das muss so sein wie das Yippie-Ya-Jeeh, Schweinebacke! von John McClane.

John Carpenter lässt alles wieder auftreten, der Oberboss in der Gefängnisstadt hat sogar auch eine Discokugel an seinem Wagen. Aber neu in dieser Fortsetzung ist ja, hey, L.A.. Nun sieht das vom Erdbeben zerstörte, nächtliche Los Angeles 2013 nicht wesentlich anders aus, als das nächtliche von marodierenden Banden umgepflügte New York 1997, auch die irren Punks sind dieselben. Nur ist der Endgegner diesmal kein Afroamerikaner sondern ein Latino. Die Zustände in dieser gottverlassenen Stadt sind identisch mit denen in New York; Delinquenten, die dort ihr Lebenslänglich werden fristen müssen, haben bei Haftantritt noch die Wahl: „Sie haben nun die Möglichkeit, für Ihre Sünden einzustehen und hier auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet zu werden. Sollten Sie sich dafür entscheiden, dann wenden Sie sich an den Polizeigeistlichen in Ihrer Abfertigungszone.“ Snake macht sich auf die Suche und wird überraschend schnell fündig, wird dann festgesetzt und muss im riesigen Footballstadion der Stadt vor einen johlenden Proletenmenge ein Spiel auf Leben und Tod spielen.

Es ist nicht übertrieben, wenn man anmerkt, dass Carpenter nicht nur eine Fortsetzung seines Klassikers gedreht hat, sondern gleichzeitig auch ein Remake. Das ist furchtbar schief gegangen. Kurt Russell (Einsame Entscheidung – 1996; Stargate – 1994; Fatale Begierde – 1992; Backdraft – 1991; Tango und Cash – 1989; Tequila Sunrise – 1988; Das Ding aus einer anderen Welt – 1982; Die Klapperschlange – 1981) soll die treibende Kraft dahinter gewesen sein. Eine fast identische Story, nur um ca. 43 Millionen Dollar teurer als das Original. Aber alles, was damals charmant, überraschend und over the Edge war, ist hier einfach nur eine möglichst teuer aussehende Kopie.

Carpenter setzt auf schlechte Special Effects und kriminelle-Banden-Dramaturgie.

Wertung: 2 von 11 D-Mark
IMDB