IMDB

Plakatmotiv: Feivel, der Mauswanderer (1986)

Ein großes Abenteuer.
Wunderbar animiert.

Titel Feivel, der Mauswanderer
(An American Tail)
Drehbuch Judy Freudberg & Tony Geiss & David Kirschner
Regie Don Bluth, USA 1986
Stimmen

Phillip Glasser Tobias Thoma, Amy Green, Bianca Krahl, Nehemiah Persoff, Jochen Schröder, Erica Yohn, Bettina Schön, Dom DeLuise, Edgar Ott, John Finnegan, Klaus Miedel, Pat Musick, Simon Jäger, Cathianne Blore, Uschi Hugo, Madeline Kahn, Chariklia Baxevanos, Will Ryan, Wolfgang Ziffer, Christopher Plummer, Robert Dietl, John Neil Ross, Hans Werner Hamacher, Moe Hal Smith, Helmut Krauss u.a.

aufgeführt sind Sprecher der US-amerikanischen und der deutschen Fassung

Genre Zeichentrick
Filmlänge 80 Minuten
Deutschlandstart
19. Juni 1987
Inhalt

Mäuserich Feivel wandert Ende des 19. Jahrhunderts mit seiner Familie von Russland nach Amerika aus. Was Anfangs wie eine Reise ins Paradies scheint, entwickelt sich im Laufe der langen Schiffsreise und der Ankunft in der Neuen Welt zum großen Abenteuer: Feivel geht während der Überfahrt verloren und landet in einer Flasche ganz allein in New York.

Auf der Suche nach seinen Eltern ist der kleine Mausejunge den Verlockungen und Gefahren der Neuen Welt ausgeliefert. Feivel fällt Verbrechern in die Hände und muss mit anderen gefangenen Mäusekindern Zwangsarbeit leisten, kann sich aber befreien.

Er schließt sich einer Widerstandbewegung gegen die Katzen an und ist bald der Held im Mäusereich …

Was zu sagen wäre

Amerika als das gelobte Land. „Da darf man alles sagen“, schwärmt Papa Mouskewitz, und vor allem „Da gibt es keine Katzen!“ Klar, dass es für die Mausfamilie aus dem Russischen, wo schwarze Horden alles verwüsten, nichts Schöneres gibt, als die Verheißung  "Amerika".

Dieser Zeichentrickfilm, ist ein großes Abenteuer mit Herz und nicht von Disney; jedenfalls nicht so direkt. Dass die Hauptfigur eine gewitzte Maus ist, wie jene aus dem Disneykonzern ist weniger Zufall als tritt auf den Fuß des Großen. Der in El Paso, Texas, geborene Don Bluth war ein bekannter Zeichner der Disney-Studios. Schon 1956 arbeitete er als Assistent unter John Lunsbery an Dornröschen. Nach einem mehrjährigen Studium kehrte er 1971 wieder in die Disney-Studios zurück und war maßgeblich an Robin Hood (1973) und "Winnie Pooh" beteiligt und als Chefzeichner für "Elliott, das Schmunzelmonster" verantwortlich. Außerhalb der Disney-Studios pflegt er mit Gary Goldman und John Pomeroy die klassischen Zeichentricktechniken, die seiner Meinung nach bei Walt Disney zu kurz kommen. 1979 verlässt er die Disney-Studios und inszeniert als ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm Mrs. Brisby und das Geheimnis von NimH. Auch da schon waren Mäuse die zentralen Figuren.

Feivel, der kleine russische Junge, der nach Amerika kommt und seine Familie verliert, hat ein paar amerikanische Verhaltensweisen wie fröhlichen Ungehorsam und unstillbaren Entdeckerdrang, die zu einem europäischen Kind jener Zeit, wir erleben die Zeit des 19. Jahrhunderts, weniger passe mögen, als zu einem amerikanischen Teenager, aber das spielt hier keine große Rolle. Don Bluth' Film adressiert neben staunenden Erwachsenen vor allem große Kinderaugen, die in eine unheimliche Welt entführt werden: das Einwandererland USA, in dem die Freiheitsstatue von einer französischen Taube gebaut wird (tatsächlich ist die State of Liberty ein Geschenk der Franzosen an die Amerikaner) und die frisch eingewanderten Mäuse sich gegen die Herrschaft der Katzen auflehnen. Für Kinder eine passende Allegorie auf die Freiheit und deren Unterdrücker, deren finsterster Vertreter eine als Ratte maskierte Katze ist, die mit versklavten Mäusekindern und hinterfotzigen Tricks versucht, die Zentrale der Mäuse zu finden und diese zu unterjochen.

So simpel die Geschichte, so fantastisch die Bilder. Produzent Steven Spielberg und seine Amblin-Films haben sich ihren ersten Trickfilm was kosten lassen. Neun Millionen Dollar konnte Don Bluth ausgeben, um diese "American Tail" zu erzählen; und die sieht man den beinahe dreidimensionalen Bildern mit ihrem Detailreichtum auch an. Es ist der erste Zeichentrickfilm, den Spielberg präsentiert. David Kirshner präsentierte ihm die Idee zu dem Stoff 1984 und Animations-Fan Spielberg, der eine Sammlung von Originalzeichnungen aus Disney-Filmen besitzt, griff zu. Wie alle Mitarbeiter des Films brachte auch er Biographisches ein: Der Name der Titelfigur Feivel stammt von seinem Großvater, der in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts aus Russland nach Amerika eingewandert ist. "Feivel, der Mauswanderer" ist ein Hohelied auf den American Dream, in dem Jeder Alles schaffen und werden kann, wenn Du nur fest genug daran glaubst. Für den skeptischen Beobachter aus Europa bleiben da Zweifel.

Don Bluth hat schon zu seinen Zeiten bei Disney an sich und seine Vision geglaubt. Die war offenbar eine andere, als die, die Disney hat. Nun ist Disney seit Jahrzehnten mit ähnlichen Filmprodukten sehr erfolgreich und liefert dazu Songs, die glatter ins Ohr gehen, als es hier etwa "Somewhere Out There" tut. Wenn also Bluth Disney verlassen hat, weil er dessen Produkte zu kommerziell findet und lieber seine eigenen Visionen verwirklichen wollte, warum liefert er dann für Steven Spielberg einen Film ab, der wunderbar gestaltet ist, spannend erzählt, aber im Grunde ein nur die etwas rauere Version eines Disneyfilms ist? Ist "An American Tail" also schon die Verwirklichung des Traums von Don Bluth? Sein 7 Millionen Dollar teurer Vorgängerfilm Mrs. Brisby und das Geheimnis von NimH (1982) war deutlich schärfer und fantasievoller, dadurch aber auch schwerer an der Kinokasse zu vermarkten – "The Secret of NimH" spielte nur 14,7 Millionen Dollar ein. Sein "Feivel" wird am Ende 84,6 Millionen Dollar in die weltweiten Kinokassen spülen. Im wirtschaftlichen Erfolg hat Don Bluth seinen American Dream gefunden.

Wertung: 9 von 10 D-Mark
IMDB