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Kinoplakat: Der Schatzplanet
Disney verliert „Disney”
mit sehr bunter Fantasie
Titel Der Schatzplanet
(Treasure Planet)
Drehbuch Ron Clements
nach Motiven von Robert Louis Stevensons „Die Schatzinsel”
Regie John Musker & Ron Clements, USA 2002
Stimmen

Joseph Gordon-Levitt/Robert Stadlober, David Hyde Pierce/Thomas Fritsch, Emma Thompson/Suzanne von Borsody, Roscoe Lee Browne/Wolfgang Hess, Martin Short/Mirco Nontschew, Laurie Metcalf/Carin C. Tietze, Patrick McGoohan/Hans Teuscher, Brian Murray/Jochen Striebeck u.a.

Genre Zeichentrick
Filmlänge 95 Minuten
Deutschlandstart
5. Dezember 2002
Inhalt

Jim Hawkins träumt von großen Schätzen, Abenteuern auf fernen Planeten und großen Reisen quer durch die Galaxis. Statt dessen hat er dauernd Ärger mit der Polizei und macht seiner Mutter nichts als Kummer. Seit Dad abgehauen ist, versucht sie, sich und Jim mit der kleinen Spelunke über Wasser zu halten und was macht Jim? Der surft mit seinem Jet-Board durch verbotene Anlagen und versagt in der Schule.

Dann kracht ihm ein kleiner Segelraumer buchstäblich vor die Füße, dem ein sterbender Salamander entkräucht, etwas von einer Schatzkarte röchelt, die dem „Cyborg nicht in die Hände fallen” dürfe.

Kurz darauf kracht es schon wieder: Ein Piratenschiff ist gelandet, ein Schatten an der Wand signalisiert: Der Cyborg kommt, um die Karte zu holen. Am Ende brennt Mutters Spelunke und sie, Jim und der Astronom Dr. Doppler entziffern im Geheimen die Karte. Doppler ist elektrisiert und Jim - die alles-wieder-gut-machen-könnenden „Schätze aus tausend Welten” auf einem gar nicht so fernen Planeten vor Augen - macht seiner Mutter einmal mehr Kummer, denn Doppler finanziert eine Exkursion zum Schatzplaneten.

Auf der Weltraumgaleone „Legacy” schließt er schnell Freundschaft mit dem Schiffskoch John Silver, einem Cyborg, der halb Mensch, halb Maschine ist und auch mit Morph, einem hyperaktiven Formwandler hat er jede Menge Spaß. Doch dann übernimmt Silver das Kommando auf der „Legacy” - er will den Schatz für sich alleine. Ein Glück, dass Jim auf B.E.N. trifft, den nach 100 Jahren Einsamkeit auf dem Schatzplaneten leicht durchgeknallten Androiden. Der hat zwar nicht alle Chips auf der Festplatte, hilft dem jungen Abenteurer jedoch ein gewaltiges Stück weiter …

Was zu sagen wäre

Teaserplakat: Der SchatzplanetDaumen runter, Daumen hoch. Die Disney-Studios haben sich, seit die Konkurrenz um Spielberg erwacht ist und König der Löwen- und „Aladdin”-Vater Jeffrey Katzenberg dort für Furore sorgt, von ihrer Vorbild-Funktion im familienkompatiblen Zeichentrickgenre ängstlich verabschiedet. „Der Schatzplanet“ ist ein Konsolen-kompatibles Actionvehikel, das den Daddel-Kids Werbung für die kommende Jump-and-Run-Attraktion auf der heimischen PlayStation ist. Das unkonzentrierte Herumgehampel der Kinder im Kino spricht Bände. Von fantasievoller Story keine Spur. Kinderherzen ergreifend ist hier wenig.

Die Disney-Studios fragen sich womöglich selber „Quo vadis?“, reanimieren derweil schnell mal das „Dschungelbuch“ in Fortsetzung, um den schnellen Euro an der Kinokasse zu machen und hoffen ansonsten auf den nächsten Streich der Toy Story-Macher (USA 1995): Der heißt Finding Nemo und wird schon jetzt quer durch den Medienwald gelobt.


Ist also der klassische Zeichentrick am Ende? Katzenberg beendet zurzeit für „Dreamworks” die Abenteuer um die Reisen des „Sinbad“ - auch hier Segelschiffe (Katzenberg und Disney liefern sich offenbar gerne Duelle um ähnlich gelagerte Schauplätze), aber eben Katzenberg, der seinem ehemaligen Brötchengeber schon mit Shrek die Butter vom Brot nehmen konnte.

Am wenigsten Schuld an der Disney-Misere tragen offensichtlich die Kreativen. Hier gilt ganz klar „Daumen hoch”. Was die Macher des „Schatzplaneten” an optischen Finessen, Schönheiten und Überraschungen der Nobelmarke „Aaah” und „Ooohhh” und ”Boah ey” eingebaut haben, passt in keine Aufzählung. Der Renner ist der Hafenplanet, der aussieht, wie eine Mondsichel und sich bei näherem Hinsehen als ebendas herausstellt: eine silberne, sichelförmige, gigantische Anlage, die eine Hafenstadt inklusvie Kaschemmen und zwielichtigem Personal beheimatet. Wunderschön.

Wenn es dazu nur auch die entsprechenden Story-Ideen gäbe. Ein knuddliger „Formwandler“, der statt des Papageis in der Stevenson-Vorlage „Schatzinsel“ auf Long John Silvers Schulter haust, macht noch keinen schönen Disney-Film.

Wertung: 3 von 6 €uro
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