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Plakatmotiv: Der Lieferheld – Unverhofft kommt oft (2013)

What You see is what You get:
ein charmanter, harmloser Film

Titel Der Lieferheld – Unverhofft kommt oft
(Delivery Man)
Drehbuch Ken Scott & Martin Petit
Regie Ken Scott, USA 2013
Darsteller

Vince Vaughn, Chris Pratt, Cobie Smulders, Andrzej Blumenfeld, Simon Delaney, Bobby Moynihan, Dave Patten, Adam Chanler-Berat, Britt Robertson, Jack Reynor, Amos VanderPoel, Matthew Daddario, Jessica Williams, Leslie Ann Glossner, Derrick Arthur u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 105 Minuten
Deutschlandstart
5. Dezember 2013
Inhalt

Er bringt sein Leben lang nichts auf die Reihe, was er anpackt, geht schief, Verantwortung ist ein Fremdwort für ihn – David Wozniak ist das, was die Gesellschaft landläufig einen Versager nennt.

In einer Sache kann ihm jedoch niemand das Wasser reichen: Vor Jahren hat er sich mit anonymen Samenspenden über Wasser gehalten. Und jetzt erhält er die Rechnung dafür: „In der Kinderwunschklinik gab es eine Verwechslung", sagt ein hagerer Anwalt, der plötzlich in seiner Wohnung steht. Er, David, sei der leibliche Vater von 533 Kindern. Und über 100 dieser – mittlerweile erwachsenen – Kinder klagt gegen die Verschwiegenheitserklärung der Fruchtbarkeitsklinik auf die Herausgabe seiner Daten. Sie wollen wissen, wer ihr biologischer Vater ist.

Nachdem er den ersten Schock überwunden hat, macht er sich zur Aufgabe, seinen zahlreichen Nachkommen unerkannt bei ihren kleinen und größeren Problemen im Leben zu helfen – und hat zum ersten Mal in seinem Leben Erfolg!

Nur bei seiner Freundin Emma bekommt er zunehmend Probleme. Die will einen erwachsenen Mann. Zumal sie schwanger ist, da besteht sie auf einem Mann, der die Vaterrolle ausüben kann – und David könne das ja offensichtlich nicht, so chaotisch wie sein Leben verläuft. Da weiß emma noch nicht, das David 533-facher Vater ist …

Was zu sagen wäre

Ich kann das sardonische Lächeln im Gesicht der Produzenten sehen, als die Verwertungsrechte an dem kanadischen Film „Starbuck" erworben hatten. Der kleine Film erzählt von hundertfacher Vaterschaft, einem sympathischen Slacker, ist Nährboden schlüpfriger Witze und reißt ein gesellschaftliches Thema an, das im Kommerz Hollywoods bislang keine große Rolle spielte: Samen in einer Klinik spenden ist ja auch nicht halb so romantisch, wie die verbreitetere Version des ähnlichen Vorgangs zu zweit.

Die Story hat also lauter Dinge, die man gut in schlüpfrige Trailer packen kann und lauter Momente, die jene Frauen ansprechen, die sich Hollywoodproduzenten in ihren Hollywoodproduzentenbüros so vorstellen und die in den meisten Fällen die Entscheidung an der Kinokasse treffen, welcher Film geguckt wird. Teaserplakat: Der Lieferheld (2013) Die Story war nur kanadisch. Und die US-Kinogänger halten nicht sonderlich viel von Kanada, schon gar nicht von kleinen kanadischen Komödien in französischer Sprache, haben die Hollywoodproduzenten herausfinden lassen. Also wurde der Stoff gekauft, Autor und Regisseur gleich mit und das Ganze neu verfilmt. Für viel mehr Geld. Und mit der Kanadierin Cobie Smulders in der Emma-Rolle. Smulders ist, seit der TV-Hit „How I met Your Mother" in die Zielgerade ging, für Hollywoods Kinoleute interessant geworden, spielt u.a. die Agentin Anita Hill in den Avengers-Filmen aus den Marvelstudios.

Aus dem sympathischen Slacker in der kanadischen Vorlage wurde hier ein „sehr, sehr schlechter Fleischausfahrer", der sein Leben nicht im Griff aber immerhin eine wunderschöne Freundin hat; es ist schwer zu glauben, dass ein ungehobelter Klotz, wie der Fleisch ausfahrende Vince-Vaughn-Typ eine Frau wie Cobie Smulders als Freundin hat, aber wir sind ja in Hollywood. Und dort befüllt man das Leben eines solchen Helden eben mit grundsympathischen, liebenswerten Typen. Davids eigene Familie: ein Gedicht. Die Freundin: herzensgut. Die 533 klagenden Kinder: kreativ, zugewandt, liebevoll.

Diese Kinder klagen zwar, aber wollen keinen Schadenersatz oder so etwas. Sie wollen nur ihren Daddy kennen. Weil das als Konflikt also nicht taugt, schreiben die Autoren ein bisschen Ärger mit Emma ins Drehbuch, lassen ein paar hässliche Zeitungsschlagzeilen „weltweit" auftauchen und hängen David 80.000 Dollar Schulden bei dubiosen Schlägertypen an – für echtes mit-dem-Helden-zittern gibt aber auch diese Volte zu wenig her (möglicherweise sind auch die Schläger zu sympathisch). Und dieses Schuldenproblem löst sich dann auch irgendwann in getreuliches Wohlgefallen auf, wie alle anderen Probleme auch.

Einen bemerkenswerten Auftritt liefert Chris Pratt (Her – 2013; Zero Dark Thirty – 2012; Die Kunst zu gewinnen – Moneyball – 2011; Jennifer's Body – Jungs nach ihrem Geschmack – 2009; "Bride Wars – Beste Feindinnen" – 2009; Wanted – 2008). Pratt spielt Davids Anwalt, der vier Kinder hüten muss, die nicht auf ihn hören. Sein Gesichtsausdruck zwischen Verzweiflung und Schicksalsergebenheit ist wunderbar.

Der Film ist, wie das Plakat schon andeutet: Nett. Klassischer Fall von What You see is what You get. Für Filmproduzenten ein guter Grund, mal sardonisch zu lächeln.

Wertung: 4 von 8 €uro
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