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Kinoplakat: Der König der Löwen

Ein Meilenstein in tausend Farben
aus dem Haus des Dschungelbuch

Titel Der König der Löwen
(The Lion King)
Drehbuch Irene Mecchi + Jonathan Roberts + Linda Woolverton + Brenda Chapman + Burny Mattinson + Barry Johnson + Lorna Cook + Thom Enriquez + Andy Gaskill + Gary Trousdale + Jim Capobianco + Kevin Harkey + Jorgen Klubien + Chris Sanders + Tom Sito + Leker + Joe Ranft + Rick Maki + Ed Gombert + Francis Glebas + Mark Kausler + J.T. Allen + George Scribner + Miguel Tejada-Flores + Jenny Tripp + Bob Tzudiker + Christopher Vogler + Kirk Wise + Noni White
Regie Roger Allers & Rob Minkoff, USA 1994
Stimmen

Matthew Broderick, Frank-Lorenz Engel, Joseph Williams, Cusch Jung, Jonathan Taylor Thomas, Julius Jellinek, Jason Weaver, Manuel Straube, Moira Kelly, Alexandra Wilcke, Sally Dworsky, Niketa Calame, Magdalena Turba, Laura Williams, James Earl Jones, Wolfgang Kühne, Jeremy Irons, Thomas Fritsch, Ernie Sabella, Rainer Basedow, Nathan Lane, Ilja Richter, Cheech Marin, Frank Lenart, Jim Cummings, Robert Guillaume, Joachim Kemmer, Madge Sinclair, Rita Engelmann, Zoe Leader, Nikki Rabanus, Whoopi Goldberg, Hella von Sinnen, Rowan Atkinson, Eberhard Prüter u.a.

(aufgeführt sind jeweils US- und deutsche Stimme)

Genre Zeichentrick
Filmlänge 89 Minuten
Deutschlandstart
17. November 1994
Website WaltDisney.org
Inhalt

Das Leben als Königssohn ist auch nicht leicht. Ständig muss man lernen und Respekt vor allem Leben haben, obwohl man Teile davon doch zum Überleben fressen soll. Simba, der junge Löwe, ist Sohn des großen Mufasa, des Königs der Tiere. Sein Vater bringt ihm den „Kreis des Lebens“ bei, und dass alles miteinander im Gleichgewicht verbunden ist. Dieses Gleichgewicht zu erhalten, soll später Simbas Aufgabe sein.

Das sehen nicht alle so: Mufasas jüngerer Bruder, der listige Scar, will Mufasas Platz einnehmen und spinnt eine Intrige mithilfe der Hyänen. Scar tötet Mufasa im Verlauf einer Stampede der Gnus und impft Simba dafür die Schuldgefühle ein – „Lauf. Lauf weit weg. Und komm nie mehr zurück!“ Als der verzweifelte Simba flüchtet, weist Scar die Hyänen an, ihn zu töten.

Simba kann zwar entkommen, aber nur in die Wüste, wo er bald zusammenbricht. Er wird von Erdmännchen Timon und Warzenschwein Pumbaa gerettet und in eine Oase gebracht, wo sie Simba ihre Philosophie Hakuna Matata („Keine Sorgen“) beibringen.

Jahre später trifft er beim Herumtoben mit seinen ungleichen Freunden auf seine Kindheitsfreundin Nala, die Scars diktatorischer Herrschaft entkommen ist, um Hilfe zu suchen. Sie bittet Simba, zurückzukehren und seinen rechtmäßigen Platz als König einzunehmen.

Simba weigert sich – „Hakuna Matata“. In dieser schwierigen Situation taucht Mufasas alter Freund Rafiki auf und zeigt Simba, dass Mufasa in ihm weiterlebt, dass Simba in die Welt der Löwen zurückkehren muss

Was zu sagen wäre

Die Walt Disney Studios auf dem Höhepunkt ihrer kreativen und kommerziellen Kunst. „The Lion King“ steht am vorläufigen Ende einer qualitativen Entwicklung, die mit Arielle, die Meerjungfrau (1989) ihren Anlauf nahm. Der Film ist eine farbenprächtige große Oper über den ewig währenden Kreislauf des Lebens – Elton Johns Titelsong „Circle of Life“ wurde gleich mal ein großer Hit.

Das Personaltableau ist Disney-gemäß auf alle Altersstufen zugeschnitten – es gibt den juvenilen Helden, dessen (weibliche) Stimme der Vernunft. Es gibt den Widerpart dazu, die verspielten Comicfiguren Timon und Pumbaa, die dem komplexen, wuchtigen Shakespeare-Drama die grausame Spitze schleifen, an der der schurkische Scar mit seinen Hyänen thront; Jeremy Irons leiht ihm seine Stimme und das allein ist schon große Kunst. Thomas Fritsch als deutscher Scar steht Irons nicht nach. 

Roger Allers und sein Regiekollege Rob Minkoff machen aus „Afrika“ zusammen mit dem Autorenpaar Irene Mecchi und Jonathan Roberts (und 27 weiteren Autoren) mehr, als bloße Sonnenuntergangstapete; das Survival of the Fittest im Circle of Life findet nicht verschämt hinter malerischen Bäumen statt, sondern in Großaufnahme. Dass nun nicht Mufasa gleich ein Gnu reißt, versteht sich bei einer familientauglichen Disneyproduktion von selbst; den Machern reicht ein Insekt, um die Unausweichlichkeit des Schicksals deutlich zu zeigen. Allerdings ein Schicksal, gesehen aus der Simba-Perspektive.

Königsdramen wie dieses versteifen sich schon seit Hamlets Zeiten darauf, Hierarchien zu zementieren. Hier heißt dass: Die Antilope wird vom Löwen Simba gerissen werden, aber wenn der Löwe stirbt, wird der ja zu Gras, das wiederum von der Antilope gefressen wird – The Circle of Life eben. Nie fragt in solchen Dramen einer die Antilopen, wie die das finden. Und natürlich ist das in der Natur auch keine Option – zu fragen – aber diese Disney'schen Tiergeschichten übersetzen ja Menschheitsfragen. Da ist die Antilope eigentlich ein Angestellter aus dem mittleren Management, die hämisch kichernde Hyäne ein ölverschmierter Arbeiter vom Fließband, der die Krümel kriegt, die die da oben vom Tisch fegen.. Solche Leute könnte man sehr wohl fragen, wie sie das finden, vom Vorstand auf kleiner Flamme geröstet zu werden, während Simba- und Mufasa-Typen sich auf Yachten von der Fron des Vorstandsalltags erholen.

Ich will das nicht überhöhen, aber solche Gedanken sollte man bei massenwirksamen Filmprodukten eines Konzerns wie dem des angeblichen so fröhlichen Onkel Walt, der aus einer großohrigen Maus ein Multimilliarden-Dollar-Imperium gezimmert hat, ruhig mal mitdenken. Zumal, wenn bei der natürlichen Auslese fröhlich gesungen wird. Erfreulicherweise immerhin haben sich die Disneys von ihrem reinen Musical-Gesang abgesetzt, der von mehr oder weniger begabten Synchronsprechern intoniert wird und bauen jetzt große Nummern ein.

Für die Musik erhielt der Film zwei Oscars: Hans Zimmer für die Beste Filmmusik und das Duo Elton John/Tim Rice für den besten Filmsong für „Can You Feel the Love Tonight“. Für diesen Film holte Hans Zimmer auch Lebohang Morake an Bord, der einen Zulu-Chor zusammenstellte, der dem Score einen Afrika-Touch verleiht, der sich auf die gesamte Produktion überträgt. Um ein besseres Gefühl für das Szenario zu bekommen, reisten sechs Mitglieder des Produktionsteams im November 1991 für zwei Wochen nach Kenia. Das Ergebnis war unter anderem eine Vielzahl von Fotografien und Zeichnungen, die als Vorlage zur Gestaltung vieler Hintergrundbilder dienten. Hier lernten die Teammitglieder von ihrem afrikanischen Führer außerdem den Spruch Hakuna Matata kennen, der dann im Film Verwendung fand. (Wikipedia).

Tricktechnisch ist der Film reinstes Eye Candy, die Stampede der Gnus, die Weite der Savanne, die stimmungsvollen Sonnuntergänge, die Schönheit der Wildnis – und natürlich die Tiere. Wüsste man es nicht besser, könnte man annehmen, dass die Disney-Zeichner sich jahrelang nur auf diesen Film gestürzt hätten. Dabei stürzten sie sich viel lieber auf Pocahontas, der etwa zeitgleich entstand und ein Jahr nach dem „Lion King“ ins Kino kommen sollte. Lange dachten die Disneys, der „Lion King“ werde vielleicht ein akzeptabler Kassenerfolg und erst die Indianer-Prinzessin werde Kassenrekorde brechen, deswegen wollten alle hierbei mitmachen, wo Karrieren winkten – am Ende lief es anders herum. Und das ist kein Wunder. So gut, wie mit Simbas Abenteuern haben die Disney-Studios nie wieder dem großen Kino gehuldigt.

Bei den Oscars gab es damals noch keine Kategorie für den Animated Feature Film, sonst wäre „Lion King“ sicher nominiert worden; dafür erhielt er den Golden Globe als Best Motion Picture - Comedy/Musical.

Wertung: 10 von 10 D-Mark
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