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Plakatmotiv: Clueless – Was sonst! (1995)

Buntes Märchen über eine Prinzessin, der
ein Frosch zum glücklichen Leben verhilft

Titel Clueless – Was sonst!
(Clueless)
Drehbuch Amy Heckerling
Regie Amy Heckerling, USA 1995
Darsteller

Alicia Silverstone, Stacey Dash, Brittany Murphy, Paul Rudd, Dan Hedaya, Wallace Shawn, Twink Caplan u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 97 Minuten
Deutschlandstart
2. November 1995
Inhalt

Es ist nicht leicht das beliebteste und bestangezogene Mädchen der Beverly Hills High School zu sein. Vor allem, wenn man dazu noch den Neid zahlreicher Möchtegern-Schönheiten auf sich zieht. „Klamotten!”,  „Outfit!”, „Style!” … um diese drei Pole dreht sich alles im Leben des hippen Beverly-Hills-Teenies Cher, Tochter eines reichen Anwalts.

Gemeinsam mit ihren Freundinnen Amber und Dionne geht sie auf eine Elite-Highschool und nutzt ihre gesamte Freizeit für ihr Lieblingshobby: täglich Papis Kreditkarte in schicken Boutiquen zum Glühen bringen. Sie findet sogar noch etwas Zeit für ihre Hobbies: Zum Beispiel für ihre Lehrerin einen Liebhaber zu finden, oder ein schüchternes Mauerblümchen in ein Objekt männlicher Begierde zu verwandeln. Erst als Justin, ein verdammt gutaussehender Junge, und ihr Ex-Stiefbruder Josh unerwartet auf der Bildfläche erscheinen, gerät auch Chers Gefühlsleben beträchtlich durcheinander …

Was zu sagen wäre

Ja, die TV-Serie "Beverly Hills 90210" über verwöhnte Schüler einer High-School in Los Angeles' Nobelvorort ist ziemlich abgedreht. Aber gegen Amy Heckerlings (Ich glaub', ich steh' im Wald – 1982) "Clueless" ist es eine etwas zu langsam erzählte Doku Donnerstagabend in der ARD. Cher und ihre Freundinnen sind die überzeichneten Versionen der in der TV-Serie gezeigten Kids. Cher ist 16, blond, seidige Haut, immer die hipsten Klamotten und überzeugte Single. In den Jungs in ihrer High-School erkennt sie Hunde, „man muss sie sauber machen und füttern. Und wenn man nicht aufpasst, wird man angesprungen und vollbesabbert“. Das Mädchen lebt das Leben der Schönen und Reichen, wie wir Normalos uns das gehässig ausmalen: Sie frönt dem Konsumrausch, dem ästhetischen Hedonismus und dem Pfadfindermotto Jeden Tag eine gute Tat – in solchen Fällen verkuppelt sie dann zwei einsame Lehrer miteinander, die daraufhin glücklich sind und bessere Noten austeilen.

Dass das Geld, das für solchen Lifestyle nötig ist, nicht vom Himmel fällt, macht Chers strenger, aber gütiger Vater deutlich, der Tag und Nacht – und offensichtlich erfolgreich – als Prozessanwalt arbeitet. An einer Stelle herzt er seine Tochter, weil die offenbar sehr eigenständig den ganzen Haushalt – mit Hausmädchen und Putzfrau – organisiert, seit ihre Mutter bei einer Fettabsaugung verstarb.

Ihr Vater, streiterprobter Anwalt, ist es auch, der sie immer wieder in Diskussionen verwickelt, in denen sie sich mit Argumenten wehren muss, nicht so wie in der Schule, wo sie die Debattier-Klasse zu Begeisterungsstürmen hinreißt, als sie sich für unkontrollierte Migration ausspricht, weil sie mal eine Party organisierte, auf der lauter nicht eingeladene Fremde auftauchten, durch die die Party der Knaller wurde: „Je mehr kamen, desto lustiger war es.“ Und mit diesem Ansatz sollte man auch die Migrationsfrage lösen, „es ist doch so: Wenn die Regierung einfach in die Küche gehen würde und es mit Reorganisation versucht, könnten wir eine irre Party mit den Haitianern feiern.“ Meistens kommt sie mit ihren Argumenten in der Schule durch, wickelt Lehrer und Mitschüler um den Finger. Denn Cher ist nicht dumm, sie ist sehr clever, wird aber nicht gefordert.

Der Charme des Films hat viel mit der Besetzung zu tun. Alicia Silverstone, die bisher in ein paar Musikvideos der Rockband Aerosmith auftrat ("Crazy" – 1993), ist in ihrer ersten Kinohauptrolle ein Traum, absolut überzeugend. Ihre Cher hat ein gutes Herz und sie kann ja nichts dafür, dass sie immer alles bekommt, was sie will – das ist ja in erster Linie ein Problem der anderen. Zu lernen beginnt sie, als sie nicht mehr kriegt, was sie begehrt und anfängt, das Innere ihres Kopfes zu benutzen. Eine Stütze ist ihr Vater, der nicht nur weiß, was in seiner Tochter steckt, sondern auch seine viele Arbeit mit nach Hause nimmt, damit die beiden wenigstens ein bisschen Familienleben haben. Diesen strengen aber gerechten Vater spielt Dan Hedaya, der damit seinen schönen Filmauftritten einen weiteren hinzufügt ("To Die For" – 1995; Die üblichen Verdächtigen – 1995; "Maverick – Den Colt am Gürtel, ein As im Ärmel" – 1994; "Ein Concierge zum Verlieben" – 1993; "Benny und Joon" – 1993; Fremde Schatten – 1990; Joe gegen den Vulkan – 1990; Diese Zwei sind nicht zu fassen – 1986; Phantom Kommando – 1985; Der Wolf hetzt die Meute – 1984; Buckaroo Banzai – Die 8. Dimension – 1984; Blood Simple – Eine mörderische Nacht – 1984; Begierde – 1983).

Amy Heckerlings Film ist ein buntes, fröhliches, manchmal witziges Märchen über die schöne Prinzessin, die alles hatte, nur irgendwann nicht mehr das, was sie wollte. Und dabei helfen muss ihr sowas wie ein Prinz, auch wenn der sich eher nicht kleidet wie ein Prinz (aber der Frosch, der zum König wurde, sah ja auch erst aus, wie ein Frosch). Auch in "Clueless" sind es die Gegensätze, die sich anziehen, ergänzen und die Welt ein Stückchen besser machen.

Wertung: 6 von 11 D-Mark
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