Während eines Urlaubs zusammen mit seinem Vater Peter wird Robert scheinbar von arabischen Terroristen entführt. Doch Peter findet heraus, dass sein Sohn sich in Wirklichkeit in den Fängen einer geheimen amerikanischen Regierungsorganisation unter der Führung des ominösen Ben Childress befindet.
Robert besitzt telepathische Kräfte und soll von der Organisation gezielt dahingehend umgepolt werden, dass er für Spionagezwecke eingesetzt werden kann. Bald hat es Childress auch auf die Studentin Gillian abgesehen, ebenfalls ein Medium.
Peter gelingt es, Gillian im letzten Augenblick den Händen der Häscher zu entreißen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Robin, der aufgrund der fortlaufenden Gehirnwäsche jedoch inzwischen bereits stark verändert ist …
Paranoia. Verfolgungswahn. Eine Welt ohne Freunde. Ohne Sicherheit. Einer gegen alle. Wissenschaft und übernatürliche Kräfte. Unausgesprochene Vater/Sohn- Mutter/Tochter-Konflikte. Das ist Brian De Palmas Kinouniversum (s.u.). Zu dieser Welt gehören effektvoll in Szene gesetzte Situationen. Gleich der Einstieg in diesen Thriller: Eine Strandidylle endet in einer wilden Schießerei mit abschließender Feuerball-Explosion. Dem aufmerksamen Zuschauer wird hier eine Unaufmerksamkeit des ansonsten stilsicheren Regisseurs auffallen. Unmittelbar bevor die Schießerei losgeht, bei der ein Ober an Kirk Douglas' Tisch zwei Kugeln in die Brust bekommt, ist dieser Ober schon so nervös (an der richtigen Stelle zu zucken), dass er augenscheinlich unmotiviert zitternd Rotwein verschüttet.
De Palmas Film ist diesmal weniger Psycho- als handfester Psi-Thriller, eingehängt in die derzeit allgegenwärtige Geheimdienstparanoia, der sich vor allem das US-Kino in den vergangenen Jahren gerne bedient hat. Seinen Stilmitteln bleibt De Palma treu: elegante Plansequenzen, in denen die Kamera souverän den Figuren folgt, den Zuschauer auf deren Handeln fokussiert, ohne dass er durch Bildschnitte abgelenkt wird, die ihm neue Orientierung abnötigen. Geschickt variiert De Palma das Tempo. Er beginnt mit hoher Schlagzahl, lässt seine Geschichte dann in Agentengeplänkel mit Autoverfolgung verschwimmen. Und dann explodieren Gillian Kräfte. Sie sieht mit den Augen des verschwundenen Robin, wie der „behandelt“ wird – und wieder (wie in De Palmas Obsession) kreist die Kamera in einem 360 Grad-Bogen durch ein fernes Labor, dann Schreien, dann spritzt einer Ärztin das Blut aus allen Poren, in einem Glastisch spiegelt sich der maltraitierte Robin. Stress. Dann normalisiert sich das Tempo wieder.
Kirk Douglas, 62 Jahre alt, wird zunächst über seine immer noch beeindruckende Physis präsentiert. So, als sei De Palma vor allem an dessen trainierten Body interessiert. Seine schauspielerischen Fähigkeiten kann Douglas erst spät im Film zeigen, wenn er Gillian die Dramen seines Lebens zusammenfasst. Da ist dieser Peter uns sehr nahe, zeigt Douglas, was er wirklich kann (Der Weg nach Westen – 1967; Die Gewaltigen – 1967; Brennt Paris? – 1966; "Sieben Tage im Mai" – 1964; Spartacus – 1960; Der letzte Zug von Gun Hill – 1959; Die Wikinger – 1958; Wege zum Ruhm – 1957; Zwei rechnen ab – 1957; Zwischen zwei Feuern – 1955; Die Fahrten des Odysseus – 1954; 20.000 Meilen unter dem Meer – 1954; Reporter des Satans – 1951; Goldenes Gift – 1947).
Sein Widerpart Childress, John Cassavetes spielt ihn ("Zwei Minuten Warnung" – 1976; Rosemaries Baby – 1968; Das dreckige Dutzend – 1967; Vom Teufel geritten – 1958), ist vor allem so, wie er aussieht: dunkel und böse – ein Schurke ohne Facetten. Amy Irving, die in De Palmas Carrie die Nebenrolle der mitfühlenden Sue spielte, muss De Palmas Film über weite Strecken auf ihren schmalen Schultern tragen. Sie ist der Teenager, hat sowas wie pubertäre Entwicklungsschmerzen hat und macht das gut, auch weil De Palma es versteht, ihr bildschönes Gesicht effektvoll einzusetzen; sie spielt die Entwicklung vom unbedarften Backfisch über den Horror blutiger Menschen hin zu Telekinese-Domina glaubhaft.
Und gibt es gar keinen Hitcock-Verweis in diesem Film des Hitchcockfans Brian de Palma? Auf dem Jahrmarkt, das „House of Horrors“ ähnelt der Architektur des Bates-Motel aus Psycho.
Die Kinofilme von Brian De Palma
Brian De Palma (* 11. September 1940 als James Giacinto De Palma jr. in Newark, New Jersey) ist ein US-amerikanischer Filmregisseur.
In seinen Filmen geht es um Spannung, Mord, Besessenheit und psychische Störungen. Immer wiederkehrende Themen und Motive in seinen Filmen sind Voyeurismus und Überwachung, Doppelgänger, multiple Persönlichkeiten und Gewalt. De Palma bezieht sich in sehr vielen seiner Filme auf Alfred Hitchcock. So orientiert er sich in seinen Thrillern an Grundthemen und Motiven von Hitchcock-Filmen, zitiert Szenen und greift auf viele Strategien der filmischen Erzählung wie Plansequenzen und Nahaufnahmen in ähnlicher Weise wie Hitchcock zurück.
Filmtechnisch ist De Palma vor allem durch den ausgiebigen Einsatz der Steadicam bekannt. Sein Establishing Shot in Spiel auf Zeit führt beispielsweise mit nur einer, sehr elaborierten Kamerafahrt das gesamte Ensemble der Akteure ein. Als Erster hat De Palma den Split Screen als spannungserzeugendes filmtechnisches Mittel konsequent benutzt und auf diese Technik immer wieder zurückgegriffen.
Seinen ersten großen Erfolg feierte de Palma 1976 mit dem Horrorthriller Carrie – Des Satans jüngste Tochter, der auf dem Buch Carrie von Stephen King basiert. In den folgenden Jahren drehte er eine Reihe von weiteren Thrillern.
- Murder à la Mod (1968)
- Greetings (1968)
- The Wedding Party (1969)
- Hi, Mom! (1970)
- Hilfe, ich habe Erfolg (Get to know Your Rabbit, 1972)
- Die Schwestern des Bösen (Sisters, 1972)
- Das Phantom im Paradies (Phantom of the Paradise, 1974)
- Schwarzer Engel (Obsession, 1976)
- Carrie – Des Satans jüngste Tochter (Carrie, 1968)
- Teufelskreis Alpha (The Fury, 1978)
- Home Movies – Wie du mir, so ich dir (Home Movies, 1979)
- Dressed to Kill (1980)
- Blow Out – Der Tod löscht alle Spuren (Blow Out, 1981)
- Scarface (1983)
- Der Tod kommt zweimal (Body Double, 1984)
- Wise Guys – Zwei Superpflaumen in der Unterwelt (Wise Guys, 1986)
- The Untouchables – Die Unbestechlichen (The Untouchables, 1987)
- Die Verdammten des Krieges (Casualties of War, 1989)
- Fegefeuer der Eitelkeiten (The Bonfire of the Vanities, 1990)
- Mein Bruder Kain (Raising Cain, 1992)
- Carlito’s Way (1993)
- Mission: Impossible (1996)
- Spiel auf Zeit (Snake Eyes, 1998)
- Mission to Mars (2000)
- Femme Fatale (2002)
- The Black Dahlia (The Black Dahlia, 2006)
- Redacted (2007)
- Passion (2012)
- Domino (2019)