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Plakatmotiv: Breakdown (1997)

Sauberer Thriller

Titel Breakdown
(Breakdown)
Drehbuch Jonathan Mostow & Sam Montgomery
Regie Jonathan Mostow, USA 1997
Darsteller

Kurt Russell, J.T. Walsh, Kathleen Quinlan, M.C. Gainey, Jack Noseworthy, Rex Linn, Ritch Brinkley, Moira Sinise, Kim Robillard, Thomas Kopache, Jack McGee u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 93 Minuten
Deutschlandstart
9. Oktober 1997
Inhalt

Jeff und Amy hatten sich auf die Reise nach San Diego gefreut. Dass sie mitten in der menschenleeren Wüste von einem Jeep-Fahrer fast in einen Unfall verwickelt und dafür auch noch übel angepöbelt werden, empfinden beide noch als „blöden Zwischenfall”; bis die elektronischen Anzeigen im Auto verrückt spielen und das Fahrzeug stehen bleibt – mitten im Nichts.

Glücklicherweise kommt ein Truck vorbei und verspricht, Amy mit zur nächsten Raststätte zu nehmen. Von dort will sie Hilfe rufen. Jeff bleibt beim Auto, beginnt aus Langeweile mit der Fehlersuche, entdeckt zwei lose Kabel, behebt den Schaden und in Nullkommanichts ist das Auto wieder fahrtüchtig. Er jagt zu der Raststätte, um seine Frau abzuholen. Aber dort hat nie jemand etwas von einer Amy, oder dem beschriebenen Truck gehört.

Amy ist verschwunden. Bevor Jeff noch recht weiß, was Sache ist, entdeckt er den Trucker und stellt ihn zur Rede. Der Mann scheint ahnungslos und behauptet, Jeff müsse einem Irrtum aufgesessen sein. Auch ein zufällig des Wegs kommender Sheriff kann nicht helfen. Jeffs Frau Amy bleibt verschwunden, niemand will (oder kann) ihm glauben.

In der Einöde Utahs bleibt Jeff mit sich und seinem Wagen alleine. Und dann hält ihm jemand ein Gewehrlauf an den Kopf …

Was zu sagen wäre

Ein Film, der etwaige Urlaubspläne durchkreuzt, in die eine Autoreise durch die Vereinigten Staaten involviert ist. Will man das? Durch eine Gegend fahren, in der nichts ist außer Sonne, Sand, Felsen, eine Landstraße und zwielichtige Typen. In der augenscheinlich alle gegen Dich sind? Jonathan Mostow spielt in seinem Thriller geschickt mit den Motiven des Paranoia-Kinos.

Das Paranoia-Kino war in den 60er und 70er Jahren mit politischen Verschwörungen verknüpft. Sowas lockt heute keinen Hund mehr hinterm Ofen hervor; Politikern traut in der Kunst (im Kino) niemand mehr über den Weg. Heute sind es die vermeintlich einfachen US-Menschen, die freundlichen Trucker, die Dich mitnehmen, wenn Du per Anhalter reist; die Dir helfen, wenn Dein Motor streikt. Der korrekte Sheriff, der Dir nicht glaubt? Kurz: Fremde, denen Du Dich anvertraust und die Dich dann ausnehmen.

Jeff und Amy sind Mister und Miss Durchschnitt, mit ihren Jobs an der Ostküste zu Geld gekommen und jetzt auf dem Weg in ein neues Leben. Reich sind sie nicht, sie unterhalten sich während der Fahrt über ihre knappen Konten, sie haben halt gespart und geplant und sind ausgerüstet für den nächsten Schritt im American Way of Life. Sie wechseln von Massachusetts an der Ostküste nach San Diego an der Westküste, um dort weiterzumachen. Was sie übersehen, ist, dass der viel besungene American Way of Life für die Menschen, die nicht an den Küsten leben, sondern irgendwo in den Weiten des Inneren dieses riesigen Landes, nicht funktioniert, dass hier Männer leben, die sich vom American Dream der anderen ernähren. In diesem Punkt ist Jonathan Mostows Film eine Variation von John Bormanns Klassiker Beim Sterben ist jeder der Erste. Dort wie hier geraten coole Großstadt-Bezwinger in die Fänge archaischer Figuren, die sich um sowas wie Recht und Gesetz der Vereinigten Staaten nicht scheren. In dieser gesellschaftlichen Wüste hat Steven Spielberg mit Duell (1971) seine Karriere begonnen, hat Robert Harmon mit The Hitcher (1986) einen der Klassiker dieses Genres geschaffen. Es sind moderne Western, in denen Pferde durch Pick-Up-Trucks ersetzt sind, die durch eine Gegend kommen, in der das Recht des Stärkeren gilt.

Mostow hält die Spannung immer hoch, gerade in den ersten 30 Minuten, in denen aus einer harmlosen Autoreise sich erst ein Drama schälen muss. Ständig ist irgendwas, was im Kinosessel misstrauisch macht, und wenn es nur der Getränkebecher ist, der leer ist und dadurch beinahe ein Frontalzusammenstoß verursacht wird. Wenn die Falle für unsere unschuldigen Protagonisten zugeschnappt ist, spult der Thriller seine Tricks ab wie ein Uhrwerk. Die Frau ist verschwunden, der Trucker, der sie mitnahm, will sich an nichts erinnern, erweist sich wenige Szenen später als der Drahtzieher einer Gang von Landeiern, die unbedarfte Ostküstler entführen, ausnehmen und töten – statt Zombies, Eishockeymasken- oder Halloween-Killern sind es Menschen, die unmenschlich agieren. Das ist effizient erzählt und ordentlich gespielt.

Kurt Russell spielt eine typische Kurt-Russell-Figur, den aufrechten, mittelgescheitelten All-American-Erfolgsmensch, der in die Bredouille gerät (Flucht aus L.A. – 1996; Einsame Entscheidung – 1996; Stargate – 1994; Fatale Begierde – 1992; Backdraft – 1991; Tango und Cash – 1989; Tequila Sunrise – 1988; Das Ding aus einer anderen Welt – 1982; Die Klapperschlange – 1981). Insofern bietet er wenig Neues. Aber das ist in einem Thriller, in dem die konstruierte Story im Fokus steht, auch in Ordnung. Seinen Gegenspieler gibt J.T. Walsh, der die Rolle des gewissenlos Bösen so oft gespielt hat (Einsame Entscheidung – 1996; Nixon – 1995; Outbreak – Lautlose Killer – 1995; Needful Things – In einer kleinen Stadt – 1993; "Red Rock West" – 1993; "Jimmy Hoffa" – 1992; Eine Frage der Ehre – 1992, Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen – 1991; Das Russland-Haus – !990; Misery – 1990; Narrow Margin – 12 Stunden Angst – 1990; Tequila Sunrise – 1988; Good Morning, Vietnam – 1987; Haus der Spiele – 1987; Hannah und ihre Schwestern – 1986), dass wir im Kinosessel hier Kurt Russell gleich zurufen möchten Lass Dich nicht mit dem ein! Walsh ist angemessen unheimlich, überrascht uns aber nicht.

Jonathan Mostow zeigt, dass er die genannten Klassiker verinnerlicht hat und aus deren Elementen eine neue Geschichte brauen kann. Das Handwerk für einen effektvollen Thriller beherrscht er. Als nächstes wäre eine eigene Handschrift interessant.

Wertung: 8 von 11 D-Mark
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