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Plakatmotiv: Fack ju Göhte 3

Eine charmante Komödie mit
einer göttlichen Katja Riemann

Titel Fack ju Göhte 3
Drehbuch Bora Dagtekin
Regie Bora Dagtekin, Deutschland 2017
Darsteller
Elyas M'Barek, Jella Haase, Katja Riemann, Sandra Hüller, Max von der Groeben, Uschi Glas, Gizem Emre, Aram Arami, Lucas Reiber, Runa Greiner, Tristan Göbel, Rafael Koussouris, Bernd Stegemann, Farid Bang, Michael Maertens u.a.
Genre Komödie
Filmlänge 120 Minuten
Deutschlandstart
26. Oktober 2017
Website fack-ju-göhte-film.de
Inhalt

Chantal, Danger, Zeynep und die anderen Schüler der Goethe-Gesamtschule stehen zwar kurz vor dem Abitur, doch die ehemaligen Problemschüler sind nicht wirklich motiviert, diesen Abschluss zu ergattern. Dafür hat die Frau vom Berufsinformationszentrum gesorgt, indem sie ihnen klargemacht hat, dass ihre Zukunft sowieso nicht besonders rosig aussieht.

Somit ist bei Chantal & Co. erstmal wieder Frustration, Eskalation und Leistungsverweigerung angesagt, aber dennoch will Zeki Müller alles tun, damit sie das Abi schaffen. Auf die Hilfe von Schulleiterin Gudrun Gerster kann er sich dabei nicht verlassen, denn die hat mit dem Bildungsministerium genug Stress.

Plakatmotiv: Fack ju Göhte 3Immerhin die neue Lehrerin Biggi Enzberger springt Zeki zur Seite und hilft ihm bei einem Anti-Mobbing-Seminar …

Was zu sagen wäre

Es gibt Kritiker, die den Film sehr ernst nehmen und ihm vorwerfen – kurz gesagt –, „Fack ju Göhte 3“ verteufele alle Menschen, die ohne Abitur von der Schule gehen. In der Tat: Bora Dagtekins zweite Fortsetzung seines einstigen Überraschungshits sagt seinen Zuschauern, dass Abi haben besser sei, als nur Real- oder gar Hauptschulabschluss. Das verwirrt den aufgeklärten Zuschauer, der in den vorherigen Filmen Zutrauen zu den geistig limitierten Schülern des Ex-Knackis Zeki Müller gefunden hatte, weil er weiß, dass ein Abi-Schnitt von 4,0, 3,9 und 3,7, mit denen die Problemkids die Goethe-Gesamtschule am Ende verlassen, nicht mehr wert ist, als ein mittlerer Realschulabschluss.

Aber natürlich ist es auch richtig, was Rektorin Gerster sagt: es könne eben nicht jeder Journalist werden, es müsse auch welche geben, die die Buchstaben setzen – so schräg dieses Beispiel in Zeiten digitaler Drucktechnik klingt, im Prinzip hat sie Recht: Es muss auch Menschen geben, die den Müll wegfahren – und das sind dann auch keine schlechten Menschen, nur weil sie gerne, zum Beispiel, RTL II gucken.

Andererseits ist diese Sicht auf „Fack ju Göhte 3“ auch sehr sophisticated. Das Kino liebt Gewinner, weil seine Zuschauer Gewinner sehen wollen; Verlierer haben sie schließlich genug um sich herum. Und also werden selbst diese strunzdummern Sympathieträger aus Müllers Klasse nicht nur das Abitur schaffen. Einer bekommt ein Kunststipendium, weil er sich als neuer Jackson Pollock entpuppt. Eine kommt über (zufällig) investigative Recherchen für die Schülerzeitung in die Zentralredaktion der „Cosmopolitan“, einer wird Streifenpolizist, eine wird gefeierte Sängerin, obwohl sie keinen Ton trifft. Es ist klassisches Kino: ein Film zum Träumen. Mit Menschen, so herzensgut, wie es sie im wahren Leben selten gibt. Mit Lehrern, so engagiert und zugewandt, wie wir uns sie immer wünschen, vor allem den bornierten Eltern gegenüber. Sandra Hüller (Toni Erdmann – 2016) als neue Kollegin Biggi Enzberger hat einen bemerkenswert körperlichen Auftritt, wenn sie eine prollige Mutter zur Raison bringt – „Judo … während des Studiums habe ich mich immer gefragt, was ich mit Judo soll? Das ist so … körperlich!

Auch, wenn man Furz-, Pups- und Po-Witze im allgemeinen nicht zu seinem Humor-Kanon zählt, ist „Fack ju Göhte 3“ eine charmante Komödie mit passgenauen Witzen, mit einem Zufallslehrer, der seine Schüler nötigenfalls auch ans Auto bindet, um sie aus der Spielhalle pünktlich in die Schule zu bringen, der ihnen Chips einpflanzt, mit denen er sie jederzeit aufspüren – und also vor Drogenexzessen bewahren – kann, der aber auch mit dem dritten Teil nicht sagen kann, wie es die Schüler bis zur Abiturklasse geschafft haben, in der sie wenige Wochen vor den Prüfungen erst lernen, wie lernen geht. Eine Komödie, die auch Zeit findet, das ganz und gar unkomische Thema Mobbing und das das noch viel unkomischere Thema juveniler Suizid mit dem gebotenen Ernst zu behandeln.

Und mit einer göttlichen Katja Riemann („Ein fliehendes Pferd“ – 2007; „Rosenstrasse“ – 2003; Die Apothekerin – 1997; Bandits – 1997; Stadtgespräch – 1995) in der Rolle der Schuldirektorin Gudrun Gerster. Zum dritten Mal. Wieder mal.

Wertung: 5 von 8 €uro
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