Virgina, Südstaaten, zur Zeit des amerikanischen Sezessionskrieges: Der Farmer Charlie Anderson ist seit 16 Jahren Witwer und lebt mit seiner großen Familie hart arbeitend, während der Bürgerkrieg immer näher rückt.
Charlie Anderson ist ein Gegner der Sklaverei und grundsätzlich gegen den Krieg. Er meint deshalb, seine Familie aus dem Krieg heraushalten zu können und wehrt sich gegen den Einzug seiner Söhne in die Südstaatenarmee. Seine einzige Tochter Jennie heiratet dagegen den Südstaaten-Leutnant Sam, der am Tag der Hochzeit ins Feld einrückt. Am gleichen Tag wird Charlies Sohn James Vater einer Tochter.
Der jüngste Sohn Boy hatte in einem Bach eine Südstaatenmütze gefunden und trägt sie seitdem. Sein bester Freund Gabriel ist ein Sklavenjunge der Nachbarn. Gemeinsam sind sie auf Jagd als sie in eine Schießerei zwischen Südstaatlern und Nordstaatlern geraten. Wenig später wird Boy von Nordstaatlern gefangen genommen und aufgrund seiner Mütze für einen Rebellen gehalten. Jetzt geht der Krieg auch die Familie Anderson etwas an. Sie machen sich auf die Suche nach dem Gefangenen …
Alles, was zu einem Western dazu gehört: eine große Farm, ein strenger, kinderreicher Farmer mit unverrückbarer Moral, zünftigen Schlägereien und jeder Menge Schießereien – hier nicht zwischen Cowboys und Indianern sondern zwischen Nord- und Südstaatlern.
James Stewart spielt, ununterbrochen auf einem Zigarrestumpen herumkauend, so einen unfehlbaren Vater, dem wir im Kinosessel gerne zugucken, weil er so Recht hat. Er ist streng, erzieht seine Söhne nach klaren Prinzipien, lässt ihn aber genug Leine, damit sie sich entwickeln können – ein Fantasy-Pa (s.u.).
Ähnlich wie in der TV-Serie "Bonanza" gibt Pa – Stumpen kauend – seinem künftigen Schwiegersohn Ratschläge unter Männern, während gleichzeitig die einzige Tochter, die bald verheiratete Jennie, von ihrer Schwägerin Ann erklärt bekommt, dass Männer manchmal einfach allein sein wollen. „Ich dachte erst, ich hätte etwas falsch gemacht. Aber es ist einfach so.“
So breitet sich ein episches Familienportrait im amerikanischen Bürgerkrieg mit pazifistischem Grundton vor uns aus, das sich in der zweiten Hälfte zu einem veritablen Antikriegsmelodram auswächst, ein bisschen sentimental, sehr Technicolor – in Bild wie Ton.
Man kann "Shenandoah", 1965 in den Kinos, als Kommentar gegen den aufziehenden Krieg in Vietnam lesen, auch gegen andere große Kriege, in die die USA zuvor verwickelt waren – es gibt sogar einen Gefangenenzug, der an die Deportationszüge der Nazis erinnert: „Das ist ein trauriger Zug, den Sie da fahren, Mister. Er bringt Menschen weg, wenn die nicht weg wollen und er bringt sie nicht zurück.“
Der Film von Actionfreund Andrew V. McLaglen zeigt dann: Familie und Krieg geht eben nicht zusammen, Krieg zerstört Familie, immer; ein sich heraushalten gibt es nicht. Als Charlie Anderson seinen Schwiegersohn, Offizier der Südstaatenarmee, fragt, warum er an einem Krieg teilnehme, den er doch verloren wisse, antwortet dieser: „Mitmachen ist einfacher als weglaufen.“
Durch den Einbruch der Kriegsfolgen in die Familie hält der Film uns Zuschauer zum Nachdenken über ethisch vertiefte Fragen an.
Der Originaltitel „Shenandoah“ bezieht sich auf den gleichnamigen Fluss, in dessen Tal die Andersons ihre Farm bewirtschaften.
James Stewart im Kino
James „Jimmy“ Maitland Stewart (* 20. Mai 1908 in Indiana, Pennsylvania; † 2. Juli 1997 in Beverly Hills, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler, der als einer der populärsten und erfolgreichsten Stars der Filmgeschichte gilt. Zwischen 1934 und 1991 hatte Stewart fast 100 Film- und Fernsehauftritte.
Seinen Durchbruch erreichte er Ende der 1930er-Jahre durch Frank Capras Komödien „Lebenskünstler“ und „Mr. Smith geht nach Washington“. Stewart verkörperte meistens den leicht unsicheren, bodenständigen und oftmals idealistischen Durchschnitts-Amerikaner. Ab den 1950er-Jahren spielte er zunehmend auch Charakterrollen mit düsteren Facetten, darunter in den Western von Anthony Mann und John Ford. Mit Alfred Hitchcock drehte Stewart einige der bedeutendsten Kriminalfilme der Filmgeschichte. 1941 gewann er den Oscar als bester Hauptdarsteller für die Screwball-Komödie „Die Nacht vor der Hochzeit“, außerdem erhielt er 1985 einen Ehrenoscar. Er wurde ebenfalls unter anderem mit zwei Golden Globes, dem Goldenen Ehrenbären sowie der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet.
- Der Mann für Mord (The Murder Man, 1935)
- Rose-Marie (1936)
- Next Time We Love (1936)
- Seine Sekretärin (Wife vs. Secretary, 1936)
- Kleinstadtmädel (Small Town Girl, 1936)
- Speed (1936)
- The Gorgeous Hussy (1936)
- Zum Tanzen geboren (Born to Dance, 1936)
- Dünner Mann, 2. Fall (After the Thin Man, 1936)
- Im siebenten Himmel (Seventh Heaven, 1937)
- Der letzte Gangster (The Last Gangster, 1937)
- Seekadetten (Navy Blue and Gold, 1937)
- Of Human Hearts (1938)
- Vivacious Lady (1938)
- Engel aus zweiter Hand (The Shopworn Angel, 1938)
- Lebenskünstler (You Can’t Take It with You, 1938)
- Ein ideales Paar (Made for Each Other, 1939)
- Tanz auf dem Eis (The Ice Follies of 1939, 1939)
- Mr. Smith geht nach Washington (Mr. Smith Goes to Washington, 1939)
- Drunter und drüber (It’s a Wonderful World, 1939)
- Der große Bluff (Destry Rides Again, 1939)
- Rendezvous nach Ladenschluss (The Shop Around the Corner, 1949)
- Tödlicher Sturm (The Mortal Storm, 1940)
- Keine Zeit für Komödie (No Time for Comedy, 1940)
- Die Nacht vor der Hochzeit (The Philadelphia Story, 1940)
- Komm, bleib bei mir (Come Live with Me, 1941)
- Pot o’ Gold (1941)
- Mädchen im Rampenlicht (Ziegfeld Girl, 1941)
- Winning Your Wings (1942)
- Ist das Leben nicht schön? (It’s a Wonderful Life, 1946)
- Fremde Stadt (Magic Town, 1947)
- Kennwort 777 (Call Northside 777, 1948)
- On Our Merry Way (1948)
- Cocktail für eine Leiche (Rope, 1948)
- Isle of Fury (1936)
- Startbahn ins Glück (You Gotta Stay Happy, 1948)
- Malaya (1949)
- The Stratton Story (1949)
- Mein Freund Harvey (Harvey, 1950)
- Der gebrochene Pfeil (Broken Arrow, 1950)
- Winchester '73 (1950)
- Abenteuer eines Pechvogels (The Jackpot, 1950)
- Die Reise ins Ungewisse (No Highway in the Sky, 1951)
- Die größte Schau der Welt (The Greatest Show on Earth, 1952)
- Meuterei am Schlangenfluss (Bend of the River, 1952)
- Stärker als Ketten (Carbine Williams, 1952)
- Nackte Gewalt (The Naked Spur, 1953)
- Die Todesbucht von Louisiana (Thunder Bay, 1953)
- Die Glenn Miller Story (The Glenn Miller Story, 1954)
- Über den Todespass (The Far Country, 1954)
- Das Fenster zum Hof (Rear Window, 1954)
- In geheimer Kommandosache (Strategic Air Command, 1955)
- Der Mann aus Laramie (The Man from Laramie, 1955)
- Der Mann, der zuviel wusste (The Man Who Knew Too Much, 1956)
- Die Uhr ist abgelaufen (Night Passage, 1957)
- Lindbergh – Mein Flug über den Ozean (The Spirit of St. Louis, 1957)
- Vertigo – Aus dem Reich der Toten (Vertigo, 1958)
- Meine Braut ist übersinnlich (Bell, Book And Candle, 1958)
- Anatomie eines Mordes (Anatomy of a Murder, 1959)
- Geheimagent des FBI (The FBI Story, 1959)
- Der Kommandant (The Mountain Road, 1960)
- Zwei ritten zusammen (Two Rode Together, 1961)
- Der Mann, der Liberty Valance erschoss (The Man Who Shot Liberty Valance, 1962)
- Mr. Hobbs macht Ferien (Mr. Hobbs Takes a Vacation, 1962)
- Das war der Wilde Westen (How the West Was Won, 1962)
- In Liebe eine 1 (Take Her, She’s Mine, 1963)
- Cheyenne (Cheyenne Autumn, 1964)
- Geliebte Brigitte (Dear Brigitte, 1965)
- Der Mann vom großen Fluss (Shenandoah, 1965)
- Der Flug des Phoenix (The Flight of the Phoenix, 1965)
- Rancho River (The Rare Breed, 1966)
- Die fünf Vogelfreien (Firecreek, 1968)
- Bandolero! (1968)
- Geschossen wird ab Mitternacht (The Cheyenne Social Club, 1970)
- Die Gnadenlosen (Fool’s Parade, 1971)
- The Shootist – Der letzte Scharfschütze (The Shootist, 1976)
- Verschollen im Bermuda-Dreieck (Airport ’77, 1977)
- Unsere Lassie (The Magic of Lassie, 1978)
- Der Fremde im Regenwald (Afurika monogatari, 1980)