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Kinoplakat: Airpot ‘77 – Verschollen im Bermuda-Dreieck

Das Katastrophen-Franchise beraubt sich
der Eleganz seiner Hauptdarstellerin

Titel Airport ‘77 – Verschollen im Bermuda-Dreieck
(Airport ‘77)
Drehbuch Michael Scheff + David Spector + H.A.L. Craig + Charles Kuenstle
nach Motiven des Romans „Airport“ von Arthur Hailey
Regie Jerry Jameson, USA 1977
Darsteller
Jack Lemmon, Lee Grant, Brenda Vaccaro, Joseph Cotten, Olivia de Havilland, James Stewart, George Kennedy, Darren McGavin, Christopher Lee, Robert Foxworth, Robert Hooks, Monte Markham, Kathleen Quinlan, Gil Gerard, James Booth u.a.
Genre Drama
Filmlänge 114 Minuten
Deutschlandstart
11. August 1977
Inhalt

Der steinreiche Unternehmer Stevens lässt mit seinem neuen Privatjumbo, einer umgebauten Boeing 747 unter dem Kommando von Flugkapitän Gallagher, ein paar Dutzend Freunde und Angehörige zu seinem Wohnsitz in Florida fliegen. Der Frachtraum ist voll von erlesenen Kunstgegenständen für ein neues Privatmuseum von Stevens. Und auf diese Schätze haben es ein paar Verbrecher abgesehen, die sich unter das Bordpersonal geschmuggelt haben, unter ihnen auch der Copilot Chambers.

Im rechten Moment setzen sie sich Gasmasken auf und betäuben die anderen Insassen mit Hilfe von Spezialgas, das sie in die Klimaanlage des Flugzeugs einleiten. Dann steuern sie das Flugzeug unterhalb der Radarüberwachung, um so ungesehen zu einem stillgelegten Flugplatz auf einer abseits gelegenen Insel zu gelangen. Dort wollen sie die Beute umladen und sich davonmachen, derweil die anderen noch bewusstlos sind.

Doch kurz vor dem Ziel geht die Sache schief: Das niedrig fliegende Flugzeug streift mit einer Tragfläche die Spitze eines Ölbohrturms. Der Copilot kann die beschädigte Maschine nicht mehr in der Luft halten und muss notwassern. Dabei kommen ein paar der Passagiere und alle Entführer außer Chambers ums Leben. Die Maschine versinkt binnen weniger Augenblicke, doch da das Meer an dieser Stelle nicht sehr tief ist, setzt sie bald auf Grund auf, und der Rumpf kann dem Wasserdruck noch eine Weile standhalten.

Da die Rettungsmannschaften im falschen Teil des Ozeans nach den Vermißten suchen, sind diese auf sich gestellt und müssen versuchen, sich selbst zu retten …

Was zu sagen wäre

Ich bin nicht sicher, was ich mehr bewundern soll: die Chuzpe, mit der ein paar findige Hollywood-Produzenten hier Mist als Film verkaufen, oder die Coolness, mit der alle Beteiligten ihre peinliche Berührung, hier mitzuspielen, überspielen.

Für einen Katastrophenfilm aus der Kategorie "Flugzeug/Airport" kann es eigentlich keine abwegigere Idee geben, als die Maschine, die auch hier alle Kerle liebevoll immer nur „sie“ nennen, bewegungslos unter Wasser zu setzen, also in ein Element, in dem sie keine ihrer Vorteile ausspielen kann. Das hat zwar was von Fish-out-of-Water (oder anders: bird-out-of-sky), aber der Film saugt keinen Honig daraus, außer das Wände unter dem Wasserdruck einbeulen oder Wasser durch Ritzen spritzt. Die Eleganz des Flugzeuges bleibt unsichtbar. Weder kann die Maschine romantisch in der Abendsonne schweben, Triebwerke können nicht nach und nach explodieren, Tragflächen nicht elegant vibrieren und abstürzen geht natürlich auch nicht mehr. Das immerhin haben Jerry Jameson und seine FX-Crew ordentlich gemeistert: Die Notwasserung der Boeing 747 sieht im großen Kino spektakulär aus. Aber wenn die vorüber ist, ist aus dem Film die Luft raus – und die ist von Anfang an dünn.

Übrig bleibt ein Austragshäuserl für ehrbar ergrautes Altpersonal, das die Filmindustrie nicht mehr braucht – James Stewart etwa darf seine große Stirn unter mittlerweile weißem Haupthaar sorgenvoll zugewandt in Falten legen (s.u.). Und Jack Lemmon darf mal den kernigen Flugkapitän geben, der seine Leute bei Laune und Ruhe halten muss. Mal was anderes für den großen Clown (Extrablatt – 1974; Rettet den Tiger! – 1973; Avanti, Avanti! – 1972; Nie wieder New York – 1970; Ein seltsames Paar – 1968; Der Glückspilz – 1966; Das Mädchen Irma la Douce – 1963; Das Appartement – 1960; Manche mögen's heißt – 1959; Spiel mit dem Feuer – 1957)

Die Dialoge haben Soap-Niveau und die Schauspieler kommen entweder aus dem TV-Serien-Millieu (Soap) oder sie stehen unter dem Rubrum Altstar schreckensstarr vor ihren Drehbuchsätzen und scheitern kläglich.

Ein Franchise-Unternehmen wie die Airport-Reihe ist nicht für Überraschungen gut und womöglich ist an diesem Grundsatz der Film schon gescheitert; vielleicht wollte Jerry Jameson eine klaustrophobische Dystopie in Szene setzen – enge Flugzeugkabine, Druck von außen nimmt zu, individuelle Schicksale und Gefühle, alte Meister und junge Gangster, die Schönen und das Biest. Darunter leidet der heimliche Star all dieser Filme: die elegante Boeing 747 („Ich hole sie da raus, Phil. In einem Stück!“). Einmal unter Wasser liegt sie nur noch rum. Die Dramaturgie um sie herum jedoch bleibt stoisch auf Airport-Niveau; abgehandelt werden die späte Liebe, die an seinem beruflichen Erfolg gescheiterte Ehe, das neunmalkluge Kind, die alte Lady, die sich resolut am Pokertisch durchsetzt, der markige Pilot … und George Kennedy (Erdbeben – 1974; Giganten am Himmel – 1974; Die Letzten beißen die Hunde – 1974; Airport – 1970; Bandolero – 1968; Der Unbeugsame – 1967; Das dreckige Dutzend – 1967; Der Flug des Phoenix – 1965; Die vier Söhne der Katie Elder – 1965; Der Mann vom großen Fluss – 1965; Die 27. Etage – 1965; "Wiegenlied für eine Leiche" – 1964; Charade – 1963) als Joe Patroni, der personifizierte rote Faden durch die Airportfilme.

Sowas kann man der Vollständigkeit halber mal gucken. Einen Mehrwert, schöne Flugaufnahmen gar, sollte aber niemand erwarten.

Wertung: 2 von 9 D-Mark
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