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Plakatmotiv: Airborne – Flügel aus Stahl (1990)

Klirrende Militaristenfarce
mit dummen Funksprüchen

Titel Airborne – Flügel aus Stahl
(Fire Birds)
Drehbuch Step Tyner & John K. Swensson & Dale Dye & Nick Thiel & Paul F. Edwards
Regie David Green, USA 1990
Darsteller

Nicolas Cage, Tommy Lee Jones, Sean Young, Bryan Kestner, Illana Diamant, Dale Dye, Mary Ellen Trainor, J.A. Preston, Peter Onorati, Charles Lanyer, Marshall R. Teague, Cylk Cozart, Charles Kahlenberg, Gregory Vahanian, Robert Lujan u.a.

Genre Action
Filmlänge 85 Minuten
Deutschlandstart
15. November 1990
Inhalt

US-Soldaten – darunter Pilot Jake Preston – unterstützen die Sicherheitskräfte eines südamerikanischen Staates im Kampf gegen die Drogenbarone. Als sie mit Hubschraubern zum Einsatzort fliegen, werden sie von einem Kampfhubschrauber des Drogenkartells angegriffen und abgeschossen. Preston gelingt es mit Mühe, sich zu retten.

Im Hauptquartier stellt sich heraus, dass es sich um einen Scorpion-Kampfhubschrauber handelte, der von Eric Stoller geflogen wurde. Eric Stoller ist ein Söldnerpilot, der für seine Dienste vom Drogenkartell bezahlt wird. Bisherige Festnahmeversuche Stollers scheiterten. In einer Befragung gibt Preston an, dass – wenn es einen Hubschrauber gibt, mit dem man Stoller zur Strecke bringen kann – es der AH-64 Apache ist.

Die US-Army bildet eine Spezialeinheit Apache-Piloten zum Kampf gegen das Drogenkartell aus im Team auch Jake Preston und sein Copilot. Sie machen ihre Sache gut, Preston allerdings versagt beim monokelunterstützten Flug; wegen einer Augendominanz konnte er fast nichts sehen. Billie Lee Guthrie – eine Ex-Freundin und ebenfalls Pilotin – rät ihm, den Ausbilder Brad Little um Hilfe zu bitten. Dieser lehnt zunächst ab – er hält Preston für einen zwar fähigen Piloten, aber auch für einen sturzarroganten Soldaten. Schließlich aber überwiegen die militärischen Interessen, Little hilft und greift dabei zu unkonventionellen Methoden. Prestons Fertigkeiten mit dem Monokel bessern sich.

Schließlich kommt der Einsatzbefehl. Kaum angekommen, gerät das Basislager unter Beschuss …

Was zu sagen wäre

Seit Tony Scotts Militaria-Fantasy Top Gun (1986) weiß Hollywood, wie das Militär von innen aussieht: schneidige Typen, schnittige Maschinen, verzerrter Gitarrensound und kerlige Frauen vor Sonnenaufgang. Die Schreckensbilder aus Stanley Kubricks Full Metal Jacket oder aus Verdammt in alle Ewigkeit haben ausgedient. Krieg ist Pop Art. Der Feind lediglich der Grund, sich die Kampfmontur überzuziehen und den Steuerknüppel in die Hand zu nehmen. Der Feind ist austauschbar – hier ist er Drogenhändler, in Top Gun waren es die Russen, es können aber auch Araber, Chinesen oder sonstwer sein, die Feinde in solchen Filmen haben keinen Charakter, sie bleiben ohne Gesicht. Ihre Rolle ist die eines Stichwortgebers für dümmliche Pilotenfunksprüche: „Gleich dürfen sie antraben und Haue kriegen.“ „Dann wollen wir dem Kleinen mal die Flasche geben.“ „Ich hol den Schnuller.“ „Ich rühr schon mal den Honig um.

Die Dramaturgie der Luftkämpfe, die im Zentrum des Films stehen, ist erbarmungswürdig. Die Montage ist hektisch, verhindert den Überblick über das Geschehen, sodass der Zuschauer in seinem Kinosessel nie weiter, als bis zur nächsten Einstellung kommt, weil die mit der vorherigen nicht mehr als fliegende Hubschrauber verbindet – wer wann wem im Fadenkreuz hängt, eine bei Regisseuren beliebte Spielwiese für kleine Spannungsbögen innerhalb solcher Luftkämpfe, die George Lucas 1977 wieder populär machte, bleibt unter David Greens Regie unbearbeitet. Plakatmotiv (US): Airborne – Flügel aus Stahl (1990) Die US-Army mag sich die Hände reiben ob der kernigen Tendenz des Films, sicher nicht aber wegen marktschreierisch schöner Bilder wie beim Top-Gun-Vorbild. Kameramann Tony Imi (Enemy Mine – 1985; Sprengkommando Atlantik – 1979; "Die Seewölfe kommen" – 1979) taucht seine Bilder vornehmlich in blasses Sonnenuntergangsorange – scharfe Konturen, harte Kontraste sucht man vergebens.

Du wirst so beschäftigt sein, wie der Zuchtbulle auf der Ranch meines Daddys“, sagt Ausbilder Brad Little, dem Tommy Lee Jones den bärbeißig melancholischen Charme eines seinen besten Jahren nachtrauernden Kerls gibt ("Die Killer-Brigade" – 1989; "Stormy Monday" – 1988; "Chicago Blues" – 1987; "Black Moon" – 1986; "Die Augen der Laura Mars" – 1978). Seinem arroganten Schüler Jake Preston, den Nicolas Cage – jedenfalls in der deutschen Synchronfassung – unerträglich eindimensional machismo gibt, erklärt Little, wenn der in seinem neuen Hubschrauber „sitzt und mit 150 Knoten durch die Baumkronen fliegst, hast Du das Gefühl, mit Deinem Arsch auf einer Kanonenkugel zu sitzen. Einsätze werden immer in diesem Tempo geflogen. Dabei wirst Du auf den Feind schießen und herumwirbeln, um Raketen und Geschossen auszuweichen, Steinen, Pfeilen, Enten und Gänsen.“

Erstaunlich auch das Frauenbild in dieser Produktion immerhin aus dem Jahr 1990: Nicolas Cage (Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula – 1990; "Mondsüchtig" – 1987; Arizona Junior – 1987; Peggy Sue hat geheiratet – 1986; "Birdy" – 1984; Cotton Club – 1984; Rumble Fish – 1983; Ich glaub' ich steh' im Wald – 1982) spielt einen Typen mit mittelalterlichen Familienvorstellungen („Die haben einer Frau erlaubt, bei dem Einsatz teilzunehmen?“). Das Script stellt ihm Billie Lee Guthrie als Love Interest gegenüber. Die ist nicht nur eine fähige Hubschrauberpilotin, sie rettet auch Ausbilder Little das Leben, indem sie mit einer aus der Hand abgefeuerten Rakete einen Kampfjet vom Himmel holt und steht auch sonst ihre Frau.

Aber als dann alles überstanden ist, kann sie nicht, wie die Kerle einfach zum Stützpunkt zurückkehren, nein, Preston springt, anstatt zum verdienten Feierabendbier zu gehen, in den nächsten Rot-Kreuz-Heli, um sie aus dem (mittlerweile, nicht zuletzt durch sie, absolut sicheren) Absturz-Gebiet persönlich abzuholen – auf dass sich die Kampfpilotin erleichtert in seine Arme fallen lassen kann. Man kann verstehen, warum sich Sean Young, die diese Pilotin mit virilem Charme ausstattet, sich nie mit dem Hollywoodsystem angefreundet hat ("Seitensprünge" – 1989; Wall Street – 1987; No Way Out – 1987; "Der Wüstenplanet" – 1984; Der Blade Runner – 1982; Ich glaub' mich knutscht ein Elch! – 1981).

So ist der ganze Film: dummes Militär-Gewäsch mit dürren Bildern.

Wertung: 1 von 10 D-Mark
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