Pongos bester Freund Roger ist ein verträumter Komponist. Jeden Tag sitzt er an seinem Klavier und komponiert, komponiert, komponiert. Pongo findet, das muss erweitert werden. Roger braucht eine Frau – allein, damit das Leben aufregender wird. Roger ist Pongos Herrchen – Pongo ist ein Dalmatiner-Rüde. Da trifft er beim täglichen Spaziergang im Park die Dalmatiner-Dame Perdita und ihr Frauchen Anita. Tatsächlich gelingt es Pongo, dass sich Roger und Anita näher kommen und schon bald vor dem Traualtar stehen. Pongo hat in derselben Zeit das Herz der Dalmatiner-Dame Perdita erobert. Bereits kurze Zeit später bekommen die glücklichen Hundeeltern 15 kleine Welpen.
Für die Hundebesitzer Anita und Roger zuerst eine große Freude, bis Anitas alte Freundin, die furchtbar versnobte Cruella De Vil auftaucht, die von einem Mantel aus Dalmatiner-Fell träumt und mit Hilfe der beiden vertrottelten Ganoven Jasper und Horace die Welpen entführt.
Mit Unterstützung der Hunde in der Nachbarschaft und des Counties nehmen sie Witterung auf …
Eine Frau will einen Dalmatiner-Pelzmantel und geht dafür nötigenfalls über 99 Hundeleichen. Mehr brauchen die Disney Studios nicht, um ein großes Abenteuer zu schaffen mit einer Schurkin, wie es sie im Kino selten gibt. Diese Cruella De Vil mit schwarz-weiß gefärbter Punk-Frisur, bleich geschminktem Gesicht und einem Morgan-Oldtimer, der aussieht, wie ein Raubtier mit feurigen Augen setzt die Tradition mörderischer Stiefmütter fort, mit denen Disneys abendfüllende Zeichentrckfilme berühmt geworden sind. Dafür fällt die Prinzessin diesmal raus, Disney kehrt zu den Tieren zurück.
Klüger als Frauchen
Zur Einstimmung liefert ein fröhlicher animierter Titelvorspann jede Menge Flecken – schließlich dreht sich im Folgenden alles um Flecken und Cruella De Vil wird verzweifeln, weil sie so auf Flecken geeicht ist, dass sie die frisch geborenen Dalmatiner zuerst nicht wahrnimmt, weil die noch keine Flecken haben, und später nicht wahrnimmt, weil sie sich mit dem Ruß des Kohlenkellers als – einfarbige – Labradore getarnt haben; die sind nicht doof, diese Hundchen.
Einige sind deutlich Verwandte der Hunde aus „Susi und Strolch“ (1955), auch die Dramaturgie nimmt bei den Tramps von damals Anleihen – aber ich kann kaum aufhören, hinzuschauen. Der Zeichentrickfilm ist wunderbar gemalt, was unter anderem mit einer Kopiertechnik zu tun, die hier erstmals zum Einsatz kommt.
Eine neue Technik im Zeichentrick
Mittels des „Xerox-Verfahrens“ muss nun nicht mehr jedes Bild einzeln gezeichnet werden. Vorher musste jede Zeichnung per Hand mit Tinte zu Papier gebracht werden. Das hat sehr viel Zeit gekostet. Mit dem Fotokopier-Gerät ließ sich nun der skizzenhafte Reiz der Originalzeichnungen direkt auf den Film übertragen; das geht erheblich schneller.
Die Story ist simpelst gestrickt, komplexe Wendungen bleiben, der Zielgruppe geschuldet, außen vor. Es macht Spaß, den Hunden zu folgen, die Loyalität und Skurrilität der Straßenhunde zu verfolgen – je weiter es aufs Land geht, desto verschrobener deren Marotten.
Etwas mehr Drama hätte den Gefleckten gut getan
Ein flottes Abenteuer, knuffige Titelhelden, eine bleibende Schurkin. Was fehlt, ist Tiefgang. Der Film erlaubt leichtes Gucken. Weil jede Komplexität fehlt, lehne ich mich entspannt zurück und lasse die Hundchen auf mich wirken, Angst um sie ist überflüssig.
Ein zwei Wendungen mehr hätten nicht geschadet. Ein bisschen Intrige hat weder „Schneewittchen“ (1937) noch „Cinderella“ (1950) aus der Bahn geworfen. Aber die waren ja auch (angehende) Prinzessinnen. An denen hängen die Disney Studios nicht so sehr, wie an ihren geliebten Tieren.
Kinoproduktionen aus der Reihe "Disneys Meisterwerke" ("Disney‘s Classics")
- Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937)
- Pinocchio (1940)
- Fantasia (1940)
- Dumbo (1941)
- Bambi (1942)
- Saludos Amigos (1943)
- Drei Caballeros (1944)
- Make Mine Music (1946)
- Fröhlich, Frei, Spaß dabei (1947)
- Musik, Tanz und Rhythmus (1948)
- Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte (1949)
- Cinderella (1950)
- Alice im Wunderland (1951)
- Peter Pan (1953)
- Susi und Strolch (1955)
- Dornröschen (1959)
- 101 Dalmatiner (1961)
- Die Hexe und der Zauberer (1963)
- Das Dschungelbuch (1967)
- Aristocats (1970)
- Robin Hood (1973)
- Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh (1977)
- Bernard und Bianca – Die Mäusepolizei (1977)
- Cap und Capper (1981)
- Taran und der Zauberkessel (1985)
- Basil, der große Mäusedetektiv (1986)
- Oliver & Co. (1988)
- Arielle, die Meerjungfrau (1989)
- Bernard und Bianca im Känguruland (1990)
- Die Schöne und das Biest (1991)
- Aladdin (1992)
- Der König der Löwen (1994)
- Pocahontas (1995)
- Der Glöckner von Notre Dame (1996)
- Hercules (1997)
- Mulan (1998)
- Tarzan (1999)
- Fantasia 2000 (1999)
- Dinosaurier (2000)
- Ein Königreich für ein Lama (2000)
- Atlantis – Das Geheimnis der verlorenen Stadt (2001)
- Lilo & Stitch (2002)
- Der Schatzplanet (2002)
- Bärenbrüder (2003)
- Die Kühe sind los (2004)
- Himmel und Huhn (2005)
- Triff die Robinsons (2007)
- Bolt – Ein Hund für alle Fälle (2008)
- Küss den Frosch (2009)
- Rapunzel – Neu verföhnt (2010)
- Winnie Puuh (2011)
- Ralph reichts (2012)
- Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (2013)
- Baymax – Riesiges Robowabohu (2014)
- Zoomania (2016)
- Vaiana – Das Paradies hat einen Haken (2016)
- Chaos im Netz (2018)
- Die Eiskönigin II (2019)
- Raya und der letzte Drache (2021)
- Encanto (2021)
- Strange World (2022)